Theologische Betrachtung zum dritten Sonntag der Osterzeit

Zuversichtlich durchs Leben

Nach seiner Auferstehung ist Jesus seinen Jüngern mehrmals leibhaftig erschienen. Eine zunächst beängstigende Erfahrung. Dabei ist Jesus gekommen, um ihnen und allen anderen jede Furcht und Angst zu nehmen.

Autor/in:
Fabian Brand
Osterkerzen / © Harald Oppitz (KNA)
Osterkerzen / © Harald Oppitz ( KNA )

Eine Geisterbahn gehört zu einem guten Jahrmarkt oder Volksfest dazu. Viele Menschen erfreuen sich daran, sich einmal so richtig zu gruseln. Angsteinflößend ist es durchaus, wenn man mit dem Wagen in das Dunkel hineinfährt und dann finstere Gestalten auftauchen.

Irgendwie liegt das wohl in der Natur des Menschen: Geistergeschichten und paranormale Phänomene scheinen eine große Anziehungswirkung auszuüben. Und das, obwohl Angst und Grusel eigentlich negative Gefühle sind, denen man sonst gerne aus dem Weg geht.

Wie in einer Geisterbahn haben sich womöglich auch die Apostel gefühlt, als sie sich am Abend des Ostertags versammelt haben. Denn plötzlich steht Jesus selbst in ihrer Mitte. Plötzlich ist er gegenwärtig, der am Karfreitag am Kreuz gestorben ist und der dann ins kühle Grab gelegt wurde.

Der Auferstandene sucht die Apostel heim

Der Evangelist Lukas notiert zu diesem Ereignis: "Sie erschraken und hatten große Angst, denn sie meinten, einen Geist zu sehen" (Lk 24,37). Die Apostel haben diesen gruseligen Moment wahrlich nicht gesucht. Sie sind vielmehr von wahrer Angst befallen, weil sie sich nicht erklären können, wie Jesus auf einmal unter ihnen sein kann. Ein Geist ist es, glauben sie, und meinen damit das Unerklärliche erklären zu können. Und doch haben sie sich getäuscht: Denn kein Geist sucht sie heim, um sie zu erschrecken, sondern Christus - der Auferstandene - selbst kommt, um ihnen Furcht und Angst zu nehmen.

Der Evangelist Lukas, dargestellt im Kirchenfenster der Kathedrale von Mecheln / © jorisvo (shutterstock)
Der Evangelist Lukas, dargestellt im Kirchenfenster der Kathedrale von Mecheln / © jorisvo ( shutterstock )

Aber so ganz lassen sich die Apostel noch nicht überzeugen. Zu sehr sind sie gefangen in ihrer Vorstellung des Geisterhaften; zu wenig können sie sich noch vorstellen, dass Christus wirklich auferstanden ist. Und so folgt die Probe aufs Exempel: Christus zeigt den Aposteln seine Wundmale, sie müssen ihn anfassen und sehen, dass er Fleisch und Knochen hat. Als das noch nicht reicht, nimmt er ein Stück Fisch vom Kohlenfeuer und verzehrt es vor ihnen Augen. Das scheint dann doch Beweis genug zu sein, dass die Apostel es mit Christus selbst zu tun haben, der als Auferstandener in ihre Mitte kommt.

Essen als Beweis

Hinter dem Verhalten der Jünger steckt freilich die Frage: Wie muss man sich Auferstehung vorstellen? Wie kann man den Leib des auferstandenen Herrn beschreiben? Der Evangelist Lukas legt in diesem Abschnitt großen Wert darauf, dass der Auferstandene nichts mit einem Gespenst zu tun hat. Er ist kein Poltergeist und keine Erscheinung in der Luft, durch die man hindurchfassen kann. Sondern Lukas möchte deutlich machen: Der Auferstandene ist eine reale Größe, er ist wirklich da.

Auferstehung ist kein Hirngespinst und keine waghalsige Vorstellung, sondern die Auferstehung Christi gibt es wirklich. Das ist es, was Lukas in dieser Episode betont. Und man möchte beinahe sagen: Er überspannt den Bogen dabei ein bisschen. Als ob es nicht reicht, dass die Apostel den Auferstandenen anfassen dürfen, muss er vor ihren Augen auch noch etwas essen. Und essen tun eben nur Menschen, die lebendig sind, die es wirklich gibt. Ein Geist oder Gespenst dagegen braucht keine Nahrung, denn es ist ja nicht real; es ist nur in der Vorstellung da und auch schnell wieder verschwunden.

Zuversicht durch Ostern

Ostern ist eine Realität - der Auferstandene ist wirklich da im Kreis seiner Apostel, die sich versammelt haben. Das ist es, was der Evangelist Lukas den Gläubigen an diesem dritten Sonntag der Osterzeit mit auf den Weg möchte: Ostern ist keine Erfindung - der auferstandene Herr ist leibhaftig da, in der Mitte seiner Jünger.

Und so dürfen wir auch heute Ostern feiern: in der Gewissheit, dass sich die Auferstehung Jesu wirklich ereignet hat, dass der Auferstandene auch in unsere Mitte kommt, wenn wir sein Wort hören und sein Gedächtnis feiern. Und: dass auch wir Anteil erhalten an dieser Auferstehung, dass Christus sein Ostern mit uns teilt. Das schenkt uns die Gewissheit, dass wir zuversichtlich durch dieses Leben gehen können, immer das gute Ende vor Augen, das Christus auch uns bereiten will.

Ostern

An Ostern feiern Christen ihr wichtigstes Fest: die Auferstehung Jesu am dritten Tag nach dem Tod am Kreuz. Die Botschaft von Kreuz und Auferstehung ist das Fundament ihres Glaubens. Kerngehalt ist, "dass am Ende das Leben über den Tod, die Wahrheit über die Lüge, die Gerechtigkeit über das Unrecht, die Liebe über den Hass und selbst über den Tod siegen wird", so der katholische Katechismus.

Seit dem Konzil von Nizäa im Jahre 325 wird das älteste Fest der Christenheit am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert.

Osterkerzen / © Harald Oppitz (KNA)
Osterkerzen / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA