Theologische Betrachtung zum zweiten Sonntag der Osterzeit

Besondere Erfahrung von Gemeinschaft

Nach Jesu Tod und Auferstehung bildete sich um die Jünger eine Gemeinschaft. Drei Grundpfeiler sorgen dafür, dass wir sein Andenken bis heute bewahren und uns mit ihm verbinden können.

Autor/in:
Fabian Brand
Ein Fresko zeigt Jesus, Petrus und Andreas / © jorisvo (shutterstock)
Ein Fresko zeigt Jesus, Petrus und Andreas / © jorisvo ( shutterstock )

Aller Anfang ist schwer: Diese Erfahrung musste wohl auch der Monarch Charles III. machen, als er im vergangenen September König des britischen Empire wurde. So viele Jahrzehnte stand seine Mutter Königin Elizabeth II. an der Spitze und regelte die Regierungsgeschäfte.

Große Fußspuren hatte sie hinterlassen, in die ihr Sohn erst noch hineinwachsen muss. Wenn Charles in wenigen Tagen in der Westminster Abbey gekrönt wird, dann ist das immer noch erst der Anfang seiner Zeit als König. Und der Beginn des Hineinwachsens in das, was von ihm als Regent erwartet wird.

Anfangszeit der jungen Christengemeinde

Aller Anfang ist schwer: Das gilt auch für die junge Christengemeinde, die sich nach der Auferstehung Jesu langsam zusammenfindet und formiert. Am Weißen Sonntag, hören wir in der Lesung aus der Apostelgeschichte von dieser Anfangszeit. Wir begeben uns in jene Tage hinein, die dem Osterfest unmittelbar folgen. Denn kaum ist Jesus auferstanden, kehren seine Anhänger nach Jerusalem zurück.

Darstellung des ans Kreuz genagelten Christus in einer Wegkapelle, Heiligenhäuschen, in Bonn / © Harald Oppitz (KNA)
Darstellung des ans Kreuz genagelten Christus in einer Wegkapelle, Heiligenhäuschen, in Bonn / © Harald Oppitz ( KNA )

Hier treffen sie wieder zusammen, hier werden sie wieder eine Gemeinschaft - so, wie das schon vor den schrecklichen Ereignissen der Karwoche gewesen ist. Ostern hat die Jünger verändert: Sie spüren, dass die Nachfolge, in die sie Jesus gerufen hat, kein Ende besitzt. Sie muss weitergehen, und Begegnung mit dem auferstandenen Herrn ist die Initialzündung dieser Veränderung.

Leitlinien zur Orientierung

Doch diese Anfangszeit des jungen Christentums ist nicht einfach: Denn wie kann es und wie soll es mit dem Glauben an das nahegekommene Gottesreich weitergehen? Wie soll sich eine solche Gemeinschaft organisieren? Wie kann sie auch über die Zeiten hinweg Bestand haben?

All das sind Fragen, mit denen sich die junge Gemeinde auseinandersetzen muss. Allein der Glaube an Jesu Auferstehung von den Toten ist ein wichtiges Fundament für die Gemeinschaft, aber sichert noch lange nicht deren konkretes Fortbestehen. Wenn Menschen zusammenleben, braucht es eben bestimmte Leitlinien, an denen man sich orientieren kann.

Die Apostel sollen Garanten sein

Die Lesung aus dem zweiten Kapitel der Apostelgeschichte nennt solche Leitlinien: "Die Gläubigen hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten." (2,42) Damit sind drei wichtige Grundpfeiler benannt, auf denen das Leben der christlichen Gemeinde aufbaut.

Statue des Apostels Simon Petrus im Vatikan / © caamalf (shutterstock)
Statue des Apostels Simon Petrus im Vatikan / © caamalf ( shutterstock )

"Die Lehre der Apostel": Damit ist das Evangelium gemeint; die Botschaft, die jene Menschen verkünden, die von Jesus in seine Nachfolge gerufen wurden. Die Apostel sollen Garanten dafür sein, dass das Evangelium so verkündet wird, wie es schon Jesus verkündet hat. Eine christliche Gemeinde ohne das Hören und Verkünden des Evangeliums wäre undenkbar.

Christliches Miteinander

Weiter heißt es, die ersten Christen hielten "an der Gemeinschaft" fest. Der christliche Glaube ist eine Gemeinschaftserfahrung. "Ein Christ ist kein Christ", sagen wir manchmal salopp. Das heißt: Die Kirche ist die Versammlung aller Menschen, die an Christus glauben. Es geht also um ein Miteinander, um ein Teilen dessen, was man erfahren und erlebt hat. Der Glaube an Christus lebt in der Gemeinschaft weiter und begründet sie.

Pfarrer beim Brotbrechen / © Harald Oppitz (KNA)
Pfarrer beim Brotbrechen / © Harald Oppitz ( KNA )

Und schließlich werden das Brechen des Brotes und die Gebete genannt: Der Auftrag Jesu - "Tut dies zu meinem Gedächtnis" - wird über die Zeiten hinweg bewahrt. Beim Brechen des Brotes ist der Auferstandene in der Mitte der Jünger gegenwärtig; dort offenbart er ihnen seine Nähe. Die Feier der Eucharistie ist das Bewahren dessen, was Jesus selbst im Abendmahlssaal getan hat.

Christus im Mittelpunkt

Der Anfang der christlichen Gemeinde ist nicht leicht. Noch immer ist sie kritischen Anfragen von außen ausgesetzt. Aber dennoch findet sie durch die drei Grundpfeiler relativ schnell eine Form des Zusammenlebens. Ein Gemeindeleben, dessen Zentrum der auferstandene Herr ist. Die Lesung aus der Apostelgeschichte zeigt: Die christliche Gemeinde kreist nicht um sich selbst. Sondern in allem, was sie tut und lebt, ist Christus ihr Mittelpunkt und Zentrum.

Das galt nicht nur damals, vor über 2.000 Jahren. Das gilt auch für unsere Zeit und für unsere Gemeinden - wenn wir uns heute versammeln, um sein Evangelium zu hören und miteinander sein Mahl zu feiern. Dann ist er wirklich in unserer Mitte zugegen.

Quelle:
KNA
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