Thüringer Bischof Neymeyr betet nicht für Wahlausgang

AfD-Priestern das Recht zur Predigt entziehen

Er hofft auf ein schlechtes Ergebnis der Partei, doch beten wolle er dafür nicht: Erfurts Bischof Ulrich Neymeyr hat seine Ablehnungshaltung gegenüber der AfD vor dem Katholikentag in seiner Stadt konkretisiert.

Demonstration gegen die AfD / © Harald Oppitz (KNA)
Demonstration gegen die AfD / © Harald Oppitz ( KNA )

Trotz guter Umfragewerte für die AfD will der Thüringer katholische Bischof Ulrich Neymeyr kein Gebet für ein schlechtes Abschneiden der Partei bei den anstehenden Landtagswahlen sprechen. "Ich bete für den gesellschaftlichen Frieden in unserem Land. Aber ich bete nicht für den konkreten Ausgang von Wahlen", sagte der Erfurter Bischof im Interview der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt" (Mittwoch). In Thüringen wird am 1. September der Landtag gewählt. Nach aktuellen Umfrageergebnissen könnte die AfD mit rund 30 Prozent stärkste Kraft werden.

Sollte dieser Fall eintreten, bedeute das eine große Gefahr für die Demokratie im Bundesland, so Neymeyr. Er verweist dafür auf Äußerungen von AfD-Politikern und -Parlamentariern in den Landtagen, Kreistagen und Stadträten. "Sie zeigen durch ihr Verhalten, dass sie kein Interesse an den demokratischen Formen der Meinungsbildung haben."

Beim Katholikentag, der am Mittwoch in Erfurt beginnt, sei die AfD als Partei ausgeschlossen worden. Spezielle Programmpunkte zur Partei werde es zwar nicht geben. "Aber wir werden den Kampf um den Erhalt der Demokratie thematisieren." Den Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke bezeichnete er in diesem Zusammenhang als "Gegner der katholischen Kirche".

Auch Predigtverbot möglich 

Neymeyr begrüßte erneut die Erklärung der Deutschen Bischöfe zur AfD. Im Februar hatte die Deutsche Bischofskonferenz in einem Beschluss die Partei als unwählbar für Katholiken eingestuft. Die ostdeutschen Bischöfe waren schon im Januar mit einer entsprechenden Erklärung vorweggegangen. Er halte es für richtig, dass AfD-Mitglieder, die sich mit den Zielen der Partei identifizierten, von kirchlichen Ämtern ausgeschlossen blieben, sagte Neymeyr. Allerdings müsse nach Einzelfall entschieden werden, auch im Hinblick darauf, welche konkrete Aufgabe die Person habe. Aber: "Es wird für AfD-Mandatsträger nicht möglich sein, im Namen der Kirche zu verkünden oder den christlichen Glauben zu lehren. Das geht grundsätzlich nicht."

Priester seines Bistums, die sich öffentlich für die AfD aussprächen, würde er zum Gespräch bitten und ihnen derartige Äußerungen künftig untersagen. Das gelte insbesondere zu Wahlkampfzeiten. "Die Predigt ist nicht dazu da, politische Meinungen zu äußern", betonte Neymeyr. Sollte sich ein Priester nicht an die Ermahnung halten und weiter für die AfD Stellung beziehen, würde er seitens des Bischofs ein Predigtverbot erhalten. Auch bei Religionslehrern würde ähnlich verfahren.

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Quelle:
KNA