Tiefgründige Gespräche in ZDF-Sendung sollen Hoffnung machen

"Ich habe faszinierende Frauen kennengelernt"

Das ZDF zeigt ein neues kirchliches Talkformat, das unter anderem von Theologin und Autorin Melanie Wolfers moderiert wird. In "Die Letzte Bank" erzählen Frauen von Schicksalsschlägen und Lebenshilfen. Das soll vor allem Mut machen.

Autor/in:
Katharina Geiger
Eine Frau mit Mütze sitzt in einer Kirchenbank / © frantic00 (shutterstock)
Eine Frau mit Mütze sitzt in einer Kirchenbank / © frantic00 ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Die erste Staffel von "Die letzte Bank" umfasst vier Folgen, zwei mit Ihnen als Gastgeberin und zwei weitere mit Julian Sengelmann. Haben Sie ein konkretes Beispiel für uns, was die Zuschauerinnen und Zuschauer zu sehen kriegen? 

Melanie Wolfers / © Ulrik Hölzel (privat)
Melanie Wolfers / © Ulrik Hölzel ( privat )

Melanie Wolfers (Ordensfrau und Co-Moderatorin "Die letzte Bank"): Ich spreche mit einer Frau, die aufgrund eines Unfalls eine schwere chronische Schmerzerkrankung entwickelt hat. Das heißt, sie hat permanent Schmerzen. Ich habe sie in der Sendung gefragt, wie man lernt, damit zu leben. 

Sie ist erst einmal abhängig geworden von Opiaten und hat gemerkt, dass sie einen Filter entwickelt hat und gar nicht mehr ihrem Mann und ihren Kindern begegnen konnte. Sie ist ausgestiegen aus der Medikamentenabhängigkeit. Und wie sie gelernt hat, mit permanent bohrenden Schmerzen trotzdem ein gutes Leben zu führen, das hat mich ungemein interessiert und fasziniert.

DOMRADIO.DE: Insgesamt ist die Staffel sehr frauenlastig, oder? 

Wolfers: Ja, mein Kollege Julian Sengelmann und ich sprechen jeweils mit zwei Frauen. Wir haben wollten bewusst Frauen nach vorne bringen und Frauen treffen, die eine Geschichte zu erzählen haben und die ihren Weg gehen. 

DOMRADIO.DE: Warum ist der Titel "Die letzte Bank"? Was bedeutet das? 

Melanie Wolfers

"Leute, die gar nichts mit Kirche am Hut haben, setzen sich manchmal einfach in die letzte Bank, um ihre Gedanken zu sortieren."

Wolfers: Die letzte Bank bezieht sich auf eine Kirchenbank. Die Sendung wird in einer romanischen Kapelle des Mainzer Doms aufgenommen. Häufig ist es so, dass auch Leute, die gar nichts mit Kirche am Hut haben, sich manchmal einfach in die letzte Bank setzen, wenn sie eine Stadtbesichtigung machen oder einfach so in der Stadt unterwegs sind. Um ihre Gedanken zu sortieren, um zur Ruhe zu kommen oder um den Raum auf sich wirken zu lassen. 

Wir führen die Gespräche auf der letzten Bank in einer Kirche, um einfach einen Raum zu eröffnen und aufzuzeigen: Wir haben diese Besprechung hier in einem Raum, der ermöglicht, zur Ruhe zu kommen, Gedanken zu sortieren und sich über etwas klarer zu werden. 

DOMRADIO.DE: Weitere Staffeln sind schon in Planung, richtig?

Wolfers: Genau. Anfang Dezember werden die nächsten vier Folgen gedreht. 

DOMRADIO.DE: Für Sie ist das eine neue Erfahrung. Was waren die Dreharbeiten, außer anstrengend? 

Melanie Wolfers

"Das Format ist kein bloßes Interview, sondern hat eine seelsorgerliche Facette und Dimension, wo wir tiefe, ehrliche Gespräche führen."

Wolfers: (lacht) Die haben mir totalen Spaß gebracht. Und ich habe einfach faszinierende Frauen kennengelernt. Mit berührenden Geschichten, von deren Lebenserfahrungen ich etwas lerne. Und das Format ist nicht einfach ein bloßes Interview, sondern hat eine seelsorgerliche Facette und Dimension, wo wir wirklich tiefe, ehrliche Gespräche führen. 

Ich komme selber unter anderem aus der Beratung und Seelsorge und für mich ist es immer eine große Freude, Menschen kennenzulernen, die sich öffnen und die ihren Weg gegangen sind und auch etwas weitergeben können von ihrem Lebens- und Erfahrungsschatz. 

DOMRADIO.DE: Warum haben Sie das Ganze gemacht oder mit welchem Ziel? 

Wolfers: Ich bin gefragt worden – es ist jetzt nicht so, dass ich mich dafür irgendwie beworben hätte. Und das Ziel ist, einen Gesprächsraum zu eröffnen und dass Menschen dem Gespräch folgen und für sich etwas aus Krisenerfahrungen mitnehmen können. Oder wenn ich das nächste Mal mit einer Frau spreche, diese den Mut hat, ihrem Herz zu folgen, hoffentlich die Ermutigung mitnehme: Ja, ich möchte auf meine innere Stimme hören. Es geht um Lebenshilfe in einem ganz positiven und guten Sinne. 

DOMRADIO.DE: Was können denn die Zuschauerinnen und Zuschauer aus den Begegnungen für sich mitnehmen? 

Melanie Wolfers

"So individuell Geschichten auch sind, es gibt doch auch Grundstrukturen, aus einer Krise herauszukommen. "

Wolfers: Ich denke, wir können immer etwas aus den Geschichten anderer für uns selbst mitnehmen. So individuell Geschichten auch immer sind, es gibt doch auch Grundstrukturen, aus einer Krise herauszukommen. Oder was gibt jemandem den Mut, auf eigene Lebensträume zu hören und ihnen zu folgen, trotz Widerständen? Das kann mich selbst dann auch noch einmal zum Nachdenken anregen: Wie ist das bei mir? Und: In dieser Richtung merke ich eine Sehnsucht, in diese Richtung möchte ich mich entwickeln. 

DOMRADIO.DE: Sie wechselten sich in der Fernsehsendung im ZDF mit Pastor Julian Sengelmann ab. Sprechen Sie sich auch ab, oder wie läuft die Zusammenarbeit? 

Wolfers: Es ist ein Kirchenformat, bei dem immer zwei Sendungen evangelisch, zwei katholisch sind. Auf der Ebene der Kirchen findet eine Absprache der jeweiligen Themen statt. Wie das Thema konkret aufbereitet wird, wird jeweils in der evangelischen und katholischen Redaktion erarbeitet. Ich bin mit dem Medienvertreter der Bischofskonferenz im Gespräch.

Das Interview führte Katharina Geiger. 

Anlaufstellen für Betroffene und Angehörige in Krisen

Wer in eine psychische Krise gerät und alleine nicht mehr herausfindet, sollte sich möglichst rasch Hilfe suchen. Dies ist wichtig, um zunächst abzuklären, ob es sich um eine psychische Erkrankung handelt, die behandelt werden muss.

- Erster Ansprechpartner bei Verdacht auf eine Depression oder Suizidgedanken ist der Hausarzt, Psychiater oder Psychologische Psychotherapeut.

Eine Frau sitzt mit beiden Händen vor dem Mund vor einer in der Unschärfe sitzenden zweiten Frau, die sich auf einem Stück Papier mittels Klemmbrett und Stift Notizen macht. (Symbolbild: Psychotherapie) / © Andrii Spy_k (shutterstock)
Eine Frau sitzt mit beiden Händen vor dem Mund vor einer in der Unschärfe sitzenden zweiten Frau, die sich auf einem Stück Papier mittels Klemmbrett und Stift Notizen macht. (Symbolbild: Psychotherapie) / © Andrii Spy_k ( shutterstock )
Quelle:
DR