DOMRADIO.DE: Was ist denn in so bekannt an Geschichten, wo Menschen ihre Tiere beerdigen?
Sebastian Knapp (Theologe am Institut für Theologische Zoologie): In meinem Alltag gibt es viele Leute, die damit konfrontiert sind. Das wundert mich auch nicht. Das ist eine Tradition, die schon sehr alt ist. Im alten Ägypten gab es bereits diese Rituale. Da wurden beispielsweise heilige Tiere, wie Katzen einbalsamiert und beigesetzt. Im Mittelalter gab es Stammesfürsten, die ihre Pferde mit ins Grab genommen haben. In Deutschland gibt es ein sehr bekanntes Beispiel von Friedrich dem Großen, der seine Windhunde im Schloss Sanssouci hat beerdigen lassen.
Was diese Beerdigung von Tieren angeht, erleben wir jetzt eine kleine Wiederbelebung in Deutschland und weltweit. Ich habe es auch schon erlebt, dass für die Haustiere eine kleine Trauerfeier ausgetragen wurde, mit Musik, Blumen und einer Abschiedsrede. Ich finde es selbst auch immer total beeindruckend, wenn Tiere so bestattet werden.
DOMRADIO.DE: Es gibt tatsächlich auch Tierfriedhöfe und Tierbestatter, die bundesweit tätig sind. Es gibt ein eindrucksvollen Video, in dem geworben wird: "In einem gekühlten Raum verweilt der Liebling bis zur Kremierung." Dann wird das in der EDV lückenlos dokumentiert und man kann entscheiden, ob man sein Tier mit anderen Tieren verbrennen lässt, oder alleine, oder ob man sich die Asche nach Hause liefern lassen möchte. Was denken Sie dazu?
Knapp: Ich finde es gut, dass es die Möglichkeit gibt, auch die letzte Phase des Tieres noch würdevoll zu begleiten. Und dass man auch weiß, was mit dem toten Tier passiert und dass man das nachvollziehen kann. Solche Angebote zeigen ja auch Wertschätzung. Das ist eigentlich eine ganz tolle Sache, dass den Menschen diese kleine Sorge genommen werden kann, dass mit deren Tieren unachtsam umgegangen wird.
DOMRADIO.DE: Der Bundesverband Deutscher Bestatter sagt, dass es etwa 160 Tierfriedhöfe in Deutschland gibt, auf denen jährlich etwa 10.000 Haustiere beigesetzt werden. Auf manchen dieser Friedhöfe kann man sich als Frauchen oder Herrchen später neben seinem geliebten Haustier beisetzen lassen. Das nennt sich Mensch-Tier-Bestattung. Was halten Sie davon?
Knapp: Das sind Pilotprojekte, und bisher ist das nur mit strengen Regeln möglich, aber ich kann das durchaus verstehen. Es gibt ja viele Menschen, für die ist das Tier quasi der einzige Ansprechpartner, oder die einzige Ansprechpartnerin im Leben. Für die kann das ein Zeichen der Verbundenheit sein, so wie andere Familiengräber haben. So werden die Tiere als echte Familienmitglieder aufgewertet. Für den ein oder anderen kann das eine tolle Sache sein.
DOMRADIO.DE: An Allerheiligen und Allerseelen gehen wir auf die Friedhöfe um der Toten zu gedenken. Ist auf den Tierfriedhöfen auch alles voller Grablichter?
Knapp: Das ist aktuell noch nicht der Fall. Die Kirche nimmt, würde ich jetzt kritisch sagen, ihre pastorale Verantwortung gegenüber diesen trauernden Menschen noch nicht so sehr wahr. Ich finde, das wäre eine schöne Sache. Und es gibt auch vereinzelt Menschen, die das so machen. Ich finde das sehr schön. Das sind gewaltige Zeichen.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.