Tierschützer fordern EU-weites Verbot für Tierversuche

Die geschundene Kreatur

Deutsche Tierschützer haben ein EU-weites Verbot für Tierversuche gefordert. In Deutschland sei im vergangenen Jahr die Zahl der Tierversuche um 6,5 Prozent auf über 2,4 Millionen gestiegen, erklärte der Tierschutzbund anlässlich des Internationalen Tags des Versuchstiers am Dienstag. Deutsche und europäische Politiker sollen sich für ein grundsätzliches Verbot von Tierversuchen stark machen. Im domradio erläutert Dr. med. vet. Corina Gericke, Fachreferentin bei Ärzte gegen Tierversuche, Fachreferentin bei Ärzte gegen Tierversuche, welche Alternativen es gibt.

 (DR)

Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Wolfgang Apel, wies darauf hin, dass die EU derzeit die 1986 verabschiedete Versuchstier-Richtlinie überarbeite. Diese regelt, unter welchen Bedingungen Tierversuche vorgenommen werden dürfen. Tierversuche dürfen jedoch nicht mehr nach bestimmten Regeln erlaubt sein, sie müssten vielmehr grundsätzlich verboten werden, forderte Apel. So sollten zumindest belastende Versuche und Experimente mit Affen zukünftig nicht mehr erlaubt sein.

Apel sprach sich auch für eine nachträgliche Bewertung von Tierversuchsvorhaben aus. Diese würde die Mängel von Tierversuchen offen legen und so den Weg für eine tierversuchsfreie Forschung freimachen. EU-weit sterben den Angaben nach pro Jahr fast vier Millionen der zehn Millionen Versuchstiere in den EU-Ländern in der medizinischen Grundlagenforschung.

Millionen Tiere leiden im Namen der Wissenschaft
Mehr als 2,4 Millionen Tiere wurden 2005 allein in Deutschland in Tierversuchen getötet. Laut der Organisation "Ärzte gegen Tierversuche" sind dies 2,4 Millionen Tiere zu viel. Der Internationale Tag zur Abschaffung der Tierversuche soll auf diese Problematik aufmerksam machen.

Den vom Bundeslandwirtschaftsministerium alljährlich im Herbst herausgegebenen Zahlen zufolge wurden 2005 sechs Prozent mehr Tiere verwendet, als im Vorjahr, nämlich 2.412.678 Tiere. Nachdem die Versuchstierzahlen bis 1996 auf einen Tiefpunkt von 1,5 Millionen kontinuierlich sanken, steigen sie seither stetig an. Rund 1,4 Millionen Mäuse und 570.000 Ratten wurden 2005 in deutschen Laboren getötet, außerdem 4.892 Hunde, 1.023 Katzen, 2.105 Affen, 105.293 Kaninchen, 40.297 Meerschweinchen, 8.581 Hamster, 14.004 Schweine, 3.652 Schafe sowie Tiere vieler weiterer Arten.

Kein einziger dieser Tierversuche sei notwendig, sind die Ärzte gegen Tierversuche überzeugt. "Immer wiederkehrende Arzneimittelskandale, wie bei Vioxx, Lipobay, TGN1412 und dem neuen Cholesterinsenker Torcetrapib, sprechen eine deutliche Sprache," so Dr. med. vet. Corina Gericke, Fachreferentin bei Ärzte gegen Tierversuche. "Diese und zahlreiche weitere, in umfangreichen Tierversuchen geprüften und für sicher befundenen Medikamente, erwiesen sich beim Menschen als gefährlich".

Mindestens 60.000 Menschen sterben in Deutschland jährlich an den Nebenwirkungen von Medikamenten. Der Tod durch unerwünschte Arzneimittelwirkungen ist heute die fünfthäufigste Todesursache.

Der Internationale Tag zur Abschaffung der Tierversuche wurde erstmals am 24. April 1979 begangen und geht auf den Geburtstag von Lord Hugh Dowding zurück, der sich im Britischen Oberhaus für den Tierschutz einsetzte.