Sonnenstich, Hitzschlag, Kreislaufversagen: Nicht jeder verträgt die Hitze und kann sie im Freibad sorglos genießen. Wenn eine Hitzewelle anrollt oder schon da ist wie seit Tagen mit teils deutlich über 30 Grad, warnen Fachleute immer wieder vor den damit verbundenen Gesundheitsrisiken. Ein großes Problem sind derzeit auch Waldbrände – etwa der jüngste bei Potsdam – oder die Gefahr, dass Bäume in Flammen aufgehen können. Jedenfalls bereiten sich deutsche Feuerwehren auf mehr Waldbrände in den kommenden Jahren vor.
"Wir müssen die Zeichen des Klimawandels frühzeitig erkennen und gerüstet sein, wenn es mit den Trockenperioden so bleibt", sagte der Vize-Bundesgeschäftsführer des Deutschen Feuerwehrverbandes, Rudolf Römer, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag). Man denke bereits über mehr Feuerwehrfahrzeuge mit größeren Wassertanks sowie den Einsatz von Löschdrohnen nach. Prinzipiell sei Deutschland gut auf größere Brände vorbereitet.
"Hitze kann töten"
Was die Gesundheit angeht, sind vor allem Kleinkinder, alte Menschen und chronisch Kranke wegen hoher Temperaturen belastet. Für manche besteht sogar eine ernsthafte Gefahr: "Hitze kann töten", warnte kürzlich der Malteser Hilfsdienst. Und verwies als Extrembeispiel auf den "Hitzesommer" 2003, in dem Berichten zufolge etwa 70.000 Menschen in Europa im Zusammenhang mit dem Wetter starben. "Ab 37 Grad Celsius wird es kritisch, besonders wenn es schwül ist."
Rainer Löb, Bundesarzt des Malteser Hilfsdienstes, erklärte: "Bei Säuglingen und Kleinkindern ist die Regelung der Körpertemperatur über das Schwitzen aufgrund der vergleichsweise geringen Körperoberfläche nur eingeschränkt möglich." Bei Älteren funktioniere die Wärmeregulierung nicht mehr so gut. "Das Durstgefühl ist oft gestört. Und chronisch Kranke sind körperlich sowieso schon vorbelastet."
Laken statt Decke
Das bestätigt auch Tobias Ising, Leiter des katholischen Altenheimes St. Vincenz-Haus im niedersächsischen Neuenhaus. In diesen Tagen achtet das Personal noch mehr als sonst darauf, dass die 52 Bewohner viel trinken, wie Ising erläutert. Auch Demenzkranke verspürten keinen starken Drang zu trinken. Die Folge könne Austrocknung sein.
Morgens werde gut durchgelüftet, auf viel Bewegung verzichtet, und statt einer Bettdecke vielleicht nur ein Laken nachts verwendet.
Zwei bis vier Liter Wasser
Damit es generell nicht zu Notfällen kommt, raten Experten dazu, an besonders heißen Tagen zwei bis vier Liter Wasser oder Tee zu trinken, körperliche Belastungen zu vermeiden, keinen Alkohol zu sich zu nehmen, Sonnenschutz zu nutzen oder Fußbäder einzuplanen. Wer in der Küche hantiert, sollte auf Hygiene achten – Stichwort verdorbene Lebensmittel. Und: "Lassen Sie niemals, auch nicht für 'kurze Zeit', jemanden im verschlossenen Auto zurück, das im Sonnenschein steht", warnte Löb.
"Das gilt besonders für Babys, Kleinkinder und ältere Menschen – aber auch zum Beispiel für Hund oder Katze." Symptome für Hitzschlag oder Kollaps seien beispielsweise Schwindel, Schwächegefühl, sehr rote oder blasse Haut, Krämpfe in Armen und Beinen, Bewusstseinstrübung.
Mehr Luft, mehr Grün
Nicht nur die Malteser, auch das Deutsche Rote Kreuz rechnet mit Notfällen. Dann helfen nach DRK-Angaben "gekühlte, elektrolythaltige Getränke – wie Apfelsaftschorle. Durch Öffnen überflüssiger oder beengender Kleidung kann ein Wärmestau verhindert werden. Sorgen Sie für zusätzliche Kühlung durch kalte Umschläge und Zufächeln von Luft." Wenn das alles nicht hilft, sollte man den Rettungsdienst unter 112 anrufen.
Der Klimaforschers Mojib Latif forderte in der "Welt", Vorkehrungen gegen unvermeidbare Folgen des Temperaturanstiegs zu erhöhen. "Städte brauchen mehr Grün und je nach Lage Schneisen zur Belüftung, damit es auch an heißen Sommertagen erträglich bleibt", so Latif. "Es sollte daher nicht noch der letzte Park geopfert werden, um Wohnungen zu bauen." Mit Blick auf den bisherigen Verlauf des Sommers sagte er: "Diese Bullenhitze flächendeckend über ganz Europa ist außergewöhnlich."
Wer kann, sollte es also so halten wie die Bewohner des Neuenhauser Altenheims: In den Schatten gehen, ein Eis schlecken und warten, bis die größte Hitze vorbei ist.