Tod und Begräbnis in der Mark Brandenburg

Spektakuläre Funde

Insgeheim hatte Michael Malliaris gehofft, die verschollenen Gräber der Brandenburger Kurfürsten Johann Cicero, Joachim I. und Joachim II. zu entdecken. Stattdessen machte der Archäologe vor vier Jahren einen anderen sensationellen Fund auf dem Berliner Schlossplatz. Mit seinem Team stieß er auf eine Gruft mit 18 Särgen aus dem 17. Jahrhundert mit wertvollen Beigaben.

Autor/in:
Inge Pett
 (DR)

Nun sind Teile davon auf der Berliner Museumsinsel in einer Sonderausstellung zu besichtigen. "Es war wie eine Zeitreise", erinnert sich Malliaris. Er entschied sich damals für das ebenso aufwändige wie kostspielige Verfahren einer Blockbergung. Dabei werden die Sarkophage in einem Stück aus dem umgebenden Boden gefräst. Der Aufwand wurde belohnt: Anhand eines Rubinrings mit Initialen konnte einer der Verstorbenen als der Johanniterritter Konrad von Burgsdorff (1595-1652) identifiziert werden. In den anderen Särgen befanden sich Mitglieder der Familien von Canitz und Donah.



Das Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte präsentiert nun gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Sepulkralarchitektur der Neuzeit und anderen Institutionen die Ergebnisse dieses sensationellen Fundes. Sie sind in einer Ausstellung zu sehen, die unter dem Titel "Von den letzten Dingen" den ganzen Themenkomplex "Tod und Begräbnis in der Mark Brandenburg 1500-1800" beleuchtet.



So erfährt der Besucher vom Brauch der Totenkrone, der in der Niederlausitz noch im 20. Jahrhundert praktiziert wurde. Verstorbenen Mädchen oder unverheirateten Frauen wurde durch eine "Himmelshochzeit" im Tode gewährt, was ihnen im Leben nicht vergönnt war. Dabei galt diese Krone gleichermaßen als Ersatz für eine Brautkrone wie als Zeichen der Jungfräulichkeit. Sie wurde entweder dem Sarg beigefügt oder stand als Gedächtnismal in der Kirche.  Einige der fragilen Exponate aus vergänglichen Materialien wie Papier und Textil hatten bis vor kurzem noch vergessen und verstaubt ein Dasein auf Brandenburger Kirchendachböden gefristet.



40.000 Jahre Jenseitskultur

Ein weiteres Highlight der Schau ist neben dem Sarkophag Konrad von Burgsdorffs die verschollen geglaubte Büste des Ritters. Sie gehörte einst zu einer Figurengruppe an der ehemaligen Siegesallee im Berliner Tiergarten und befand sich im Besitz der Nachfahren.



"Die Ausstellung zeigt vortrefflich, wie Sachkultur dank der Quellen in einen Kontext eingebunden werden kann. Das ist der Reiz der Archäologie", betont der Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte, Matthias Wemhoff. Nun reichten die im Neuen Museum präsentierten Zeugnisse der Jenseitskultur über einen Zeitraum von 40.000 Jahren bis ins Berlin des 18. Jahrhunderts.