Menschenrechtler prangern Angriffe auf Flüchtlinge in Kirche an

Tödliche Angriffe

Menschenrechtler prangern tödliche Angriffe auf eritreische Flüchtlinge in Äthiopien an. Mindestens ein Kriegsvertriebener sei ermordet worden, während er Schutz in einer Kirche in einem Flüchtlingscamp suchte.

Flüchtlinge aus der Region Tigray / © Marwan Ali (dpa)
Flüchtlinge aus der Region Tigray / © Marwan Ali ( dpa )

Das berichtet die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) am Donnerstag. Verantwortlich für die Massaker sind demnach Bürgerwehren aus der Unruheregion Tigray sowie eritreische Truppen.

"Offenkundige Kriegsverbrechen"

HRW spricht von "Tötungen, Vergewaltigungen und anderem ernsten Missbrauch", denen Eritreer in den Flüchtlingslagern Hitsats und Shimelba seit November 2020 ausgesetzt seien. Eritreas Unterstützung für die äthiopische Armee im Tigray-Konflikt habe dazu geführt, dass Flüchtlinge ausgerechnet jenen Soldaten ausgesetzt seien, vor denen sie aus ihrer Heimat geflohen waren. HRW-Regionaldirektorin Laetitia Bader nannte die Vorgänge "offenkundige Kriegsverbrechen".

Die Menschenrechtler sprachen mit 28 eritreischen Geflüchteten. Eine Betroffene berichtete, dass eines der Flüchtlingscamps im November Schauplatz eines stundenlangen Gefechts zwischen Truppen aus Eritrea und Tigray wurde. Neun Flüchtlinge kamen dabei ums Leben. Mehrere hätten Schutz in einer orthodoxen Kirche gesucht. "Mein Mann hatte unseren Vierjährigen auf dem Rücken und unseren Sechsjährigen am Arm. Als er mir in die Kirche helfen wollte, wurde er erschossen", berichtet die Frau.

Seit mehreren Monaten befindet sich die "Volksbefreiungsfront von Tigray" (TPLF) im Krieg mit der Regierung von Ministerpräsident Abiy Ahmed. Nachdem die Separatisten diesem die Legitimität als Regierungschef abgesprochen hatten, schickte Abiy das Militär in die Region. Die TPLF wurde zur Terrororganisation erklärt. Tausende Zivilisten starben bei dem Konflikt.


Quelle:
KNA