Rund 1,3 Millionen Besucher zählte die Dokumentationsstätte auf dem Gelände der früheren Terrorzentrale der Nationalsozialisten allein im vergangenen Jahr. Anlässlich des 30-jährigen Bestehens zollte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) der Einrichtung an diesem Mittwoch großes Lob. Mit ihren Ausstellungen und Vorträgen setze sie "als Erinnerungs- und Lernort Maßstäbe".
Das Topographie-Gelände liegt im Stadtzentrum, nur wenige hundert Meter südlich des Hochhaus-Ensembles am Potsdamer Platz. Gegenüber dem Bundesfinanzministerium, dem früheren NS-Luftfahrtministerium, befanden sich Zentralstellen von SS, Gestapo und weiteren Organisationen des Regimes. In den Kellergefängniszellen, die heute wieder sichtbar sind, wurden politische Häftlinge verhört und gefoltert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die teilweise noch erhaltenen Bauten abgerissen, das Areal planiert und einer Bauschuttverwertungsfirma überlassen. Die Berliner Mauer unmittelbar am Rande des Geländes trug dazu bei, dass dessen Geschichte immer mehr verdrängt werden konnte.
Bürgerinitiative und Wettbewerbe
Der erste Anlauf für ein Dokumentationszentrum seitens des Senats kam Anfang der 1980er Jahre, nachdem eine Bürgerinitiative die Geschichte des Ortes wieder in Erinnerung gerufen hatte. Die Landesregierung lobte einen Wettbewerb zur Gestaltung des Geländes aus, der prämierte Entwurf wurde aber nicht verwirklicht. An seiner Stelle entstand 1987 im Rahmen der 750-Jahr-Feier Berlins eine provisorische Ausstellungshalle mit Informationen zu den freigelegten Gebäuderesten. Die historischen Kellerfundamente sind ebenfalls in den Ausstellungsrundgang einbezogen.
Rund zehn Jahre später startete der Senat einen neuen Wettbewerb. Prämiert wurde das ambitionierte Konzept des Schweizer Architekten Peter Zumthor. Nachdem der Kostenrahmen von damals 38 Millionen Euro nicht einzuhalten war, wurde der schon begonnene Bau abgerissen. Ein weiterer Anlauf wurde genommen und neuer Bauherr auf Bitten des Landes Berlins der Bund.
Kubischer Bau
Nach dem Entwurf des Berliner Architektenbüros Heinle, Wischer und Partner entstand ein kubischer Bau, der die historische Stätte bewusst nicht dominiert. Die Kosten betrugen gut 22 Millionen Euro, für die neue Dauerausstellung waren es zudem weitere 4 Millionen. Die Dokumentationsstätte finanzieren der Bund und das Land Berlin zu gleichen Teilen.
Der Direktor der Topographie-Stiftung, Andreas Nachama, hob das "bürgerschaftliche Engagement" hervor, das am Anfang des Projekts stand. Dies habe zu einem der ersten Gedenkorte an die NS-Zeit in West-Berlin geführt. Dort werde Geschichte nun bewusst "nicht inszeniert", sondern darüber mit Hilfe von Dokumenten möglichst sachlich informiert.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) betont die wachsende Bedeutung solcher Einrichtungen. Es gebe "immer weniger Zeitzeugen, die uns von Terror und Unterdrückung der nationalsozialistischen Diktatur berichten können". Zugleich seien "Demokratie, Freiheit und Rechtsstaat keine Selbstverständlichkeiten". So müssten sie heute gegen den "akuten Rechtspopulismus" verteidigt werden.