Tourismuspastoral bietet Ostsee-Urlaubern buntes Programm

"Urlaub für die Seele"

Die Urlaubsseelsorge an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns ist vielfältig. Unter dem Titel "Urlaub für die Seele" werden Pilgertouren auf dem Rad, Ausstellungen oder Bibelkrimis angeboten. Das Angebot richtet sich explizit an alle.

Autor/in:
Simon Helmers
Mitten im Wald und an der Küste: die Selliner Kirche Maria Meeresstern  / © Thomas Schade (Bonifatiuswerk)
Mitten im Wald und an der Küste: die Selliner Kirche Maria Meeresstern / © Thomas Schade ( Bonifatiuswerk )

Bei Pilger-, Strand- und Ufergottesdiensten kann man das besondere Inselklima, die salzige Meeresluft sowie den Sand unter seinen Füßen spüren. Vier offene Kirchen sind zudem Schauplatz diverser Aktivitäten: unter anderem Kunstausstellungen, Lesungen sowie ein Bibelkrimi für Groß und Klein; bei der interaktiven Detektivsuche werden die Hintergründe eines dubiosen Falles aus der Bibel ermittelt.

"Wir möchten alle Menschen ansprechen"

Rügener Ufergottesdienst mit Pfarrer Bernhard Scholtz, Marion von Brechan, Referentin für die Tourismuspastoral beim Erzbistum Berlin, und Pastor Christian Ohm / © Norbert Mann (Bonifatiuswerk)
Rügener Ufergottesdienst mit Pfarrer Bernhard Scholtz, Marion von Brechan, Referentin für die Tourismuspastoral beim Erzbistum Berlin, und Pastor Christian Ohm / © Norbert Mann ( Bonifatiuswerk )

Organisiert wird diese Seelsorge am Meer von der Pfarrei St. Bernard Stralsund-Rügen-Demmin. Marion von Brechan, Referentin für die Tourismuspastoral beim Erzbistum Berlin, gestaltet das vielfältige Programm: "Für mich ist die erste Priorität, dass man wieder mit Gott in Kontakt kommt. Wir möchten alle Menschen ansprechen, egal welche Konfession sie haben, ob sie an Gott glauben oder nicht. Und wir merken: Der Titel ‚Urlaub für die Seele‘ macht die Leute neugierig."

Während manche Besucher nichts von Kirche wüssten und viele Fragen hätten, gebe es andere, die froh seien, mal mit jemandem zu reden, der nicht aus der eigenen Gemeinde kommt. "Und dann gibt es diejenigen, die katholisch oder evangelisch, aber frustriert von der Institution Kirche sind", sagt Marion von Brechan: "Hier entdecken sie dann eine andere, neue Facette von Kirche – und die finden sie gut."

Beim ökumenischen Ufergottesdienst am Kap Arkona können Teilnehmende die Meeresluft atmen / © Marion von Brechan (Bonifatiuswerk)
Beim ökumenischen Ufergottesdienst am Kap Arkona können Teilnehmende die Meeresluft atmen / © Marion von Brechan ( Bonifatiuswerk )

Kirchentouren im "Tourismus-Bulli"

Ein weiterer Programmpunkt: Der "Tourismus-Bulli", mit dem Marion von Brechan auf ganz Rügen unterwegs ist. "Der Tourismus-Bulli ist ein rapsgelber BONI-Bus, der vom Bonifatiuswerk gefördert wurde. Mit ihm fahre ich Inselrundtouren und zeige den Menschen die Rügener Kirchen. Mit dem BONI-Bus kann ich außerdem kurzfristig zu einem beliebigen Ort fahren und dort eine Gesprächsmöglichkeit anbieten."

Dank der rapsgelben BONI-Busse können die Rügener Kirchen auf Inseltouren angesteuert werden / © Franz Stabenow (Bonifatiuswerk)
Dank der rapsgelben BONI-Busse können die Rügener Kirchen auf Inseltouren angesteuert werden / © Franz Stabenow ( Bonifatiuswerk )

Das Bonifatiuswerk unterstützt den "Urlaub für die Seele" von Beginn an: Mit insgesamt 27.400 Euro hat das katholische Hilfswerk mit Sitz in Paderborn das Projekt bis heute gefördert. "Ich bin dem Bonifatiuswerk sehr dankbar – ohne dessen Hilfe gäbe es dieses Angebot nicht."

Auch der Druck der Informationsmaterialien und die Unterbringung der jährlich mehr als 60 Ehrenamtlichen finanziert das Bonifatiuswerk mit. Denn ein Projekt wie den "Urlaub für die Seele" kann Marion von Brechan in dieser Dimension nicht allein organisieren.

Kirche ist Ansprechpartner für Besucher

Gestartet ist Marion von Brechan 2018 mit einer offenen Kirche in Zingst und einer auf Rügen zur Probe. Das Pilot-Projekt wurde so gut angenommen, dass inzwischen vier Kirchen beim "Urlaub für die Seele" dabei sind. 2019 wurde der Fokus ganz auf Rügen gelegt. "Mittlerweile breitet sich der ‚Urlaub für die Seele‘ aber auch wieder auf dem Festland aus", sagt Marion von Brechan.

"In Stralsund ist eine offene Kirche; programmmäßig geht es sogar bis nach Barth, südlich von der Insel Zingst." Kirchen in Bergen, Sellin und Stralsund sind von Dienstag bis Sonntag von zwölf bis 18 Uhr geöffnet. "In Stralsund und Sellin habe ich zum Beispiel besondere Stationen gestaltet, ich nenne sie auch Genusspunkte", sagt Marion von Brechan. "Man kann bei Kaffee und Gebäck mit den Ehrenamtlichen und mir ins Gespräch kommen, in der Bibel lesen, Fürbitten schreiben, die während der Messen gemeinsam gebetet werden, oder die Atmosphäre genießen." Hierbei helfen Lichtinstallationen und Musik.

Der "Urlaub für die Seele" lädt Interessierte vor und in die Kirche Maria Meeresstern in Sellin ein / © Tourismuspastoral (Bonifatiuswerk)
Der "Urlaub für die Seele" lädt Interessierte vor und in die Kirche Maria Meeresstern in Sellin ein / © Tourismuspastoral ( Bonifatiuswerk )

Täglich kommen zwischen 25 und 90 Besucher in die offenen Kirchen – abhängig vom Wetter. Die Besucher der Selliner Kirche sind meistens diejenigen, die ursprünglich nur den vorbeiführenden Wanderweg gehen wollten. "Ich sage immer gerne Laufkundschaft dazu. Die entdecken dann auf einem Hügel im Wald an der Küste ein Gebäude, das sich als Kirche herausstellt. Mitten auf dem Weg. Das ist interessant, das wollen die Leute sich dann anschauen."

Da sei es dann auch egal, ob man jung oder alt, als Familie, Pärchen oder als Einzelperson unterwegs sei. "Die Menschen sind dankbar und auch die Ehrenamtlichen profitieren davon und sagen: ‚Was sind das doch für tolle Gespräche und wie schön ist es, für die Menschen einfach da zu sein.‘ Denn die Besucher finden in der Kirche plötzlich einen Ansprechpartner, den sie zu Hause in ihren Gemeinden oft nicht mehr haben."

Pilgern auf dem Birgittenweg in Stralsund

Egal ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad – auf den Pilgerwegen lässt sich die Natur genießen / © Marion von Brechan (Bonifatiuswerk)
Egal ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad – auf den Pilgerwegen lässt sich die Natur genießen / © Marion von Brechan ( Bonifatiuswerk )

Neben den offenen Kirchen erfreut sich besonders das Pilgern auf dem Birgittenweg in Stralsund großer Beliebtheit – man lernt nicht nur die Stadt kennen, sondern auch die Kirchen der Innenstadt. Die heilige Birgitta von Schweden stand nicht nur für diesen Programmpunkt Pate. Sie rahmt thematisch die diesjährige Tourismuspastoral auf Rügen und in Stralsund ein: Die Bilder von Alexander Wiesner, die in vier Kirchen ausgestellt sind, nehmen Bezug auf die sieben Schlüsselworte der heiligen Birgitta von Schweden. Freiheit. Einfachheit. Stille. Gelassenheit. Langsamkeit. Spiritualität. Teilen.

In der Bildsprache von Alexander Wiesner bedeutet das zum Beispiel: eine Möwe gleitet über das Wasser, eine Marktszene, eine schlichte Hütte an einem Fluss. Marion von Brechan hat gemeinsam mit der evangelischen Pastorin Ellen Nemitz sowie der Gemeindereferentin Susanne Siegert ein Heft mit Impulsen zu den Kunstwerken entworfen. Die Bilder, die moderne Technik und alte Kunst kombinieren, laden den Betrachter zum "Blick auf den Augenblick" ein. Das Zusammenspiel aus Fotografie und Acryl auf Leinwand schärft den Blick auf einzelne Aspekte in einer reizüberfluteten Welt.

So kann man sich auch ohne zu Pilgern auf eine Reise begeben – eine Reise der Seele. Dann ist am Ende des Urlaubs nicht nur der Körper, sondern auch die Seele entspannt und bereit für den Alltag daheim. Das ganze Angebot des "Urlaubs für die Seele" ist auf der Webseite des Erzbistum Berlins einsehbar: www.erzbistumberlin.de/hilfe/menschen-unterwegs/tourismuspastoral

Erzbistum Berlin

Das Erzbistum Berlin umfasst das Land Berlin, den größten Teil Brandenburgs sowie Vorpommern und einen kleinen Teil Sachsen-Anhalts. In seinen Kirchengemeinden leben rund 362.000 Katholiken. In seiner jetzigen Form wurde das Erzbistum 1994 errichtet. Erzbischof Dr. Heiner Koch übernahm die Bistumsleitung am 19. September 2015. Bischofssitz ist die St.-Hedwigs-Kathedrale in Berlin-Mitte.

Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Berlin / © frantic00 (shutterstock)
Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Berlin / © frantic00 ( shutterstock )
Quelle: