Argentiniens Kirche trauert um Alt-Erzbischof Agustin Radrizzani aus der Diözese Mercedes-Lujan. Wie die Tageszeitung "La Nacion" berichtete, starb Radrizzani am Mittwoch (Ortszeit) im Alter von 75 Jahren im Krankenhaus von Junin. Am Tag zuvor war Radrizzani mit Atemwegsproblemen in das Krankenhaus eingeliefert worden.
Das Ergebnis eines Tests auf das Coronavirus stand noch aus. Sollte sich eine Covid-19-Infektion bestätigen, wäre es der erste Corona-Todesfall eines Bischofs im Heimatland von Papst Franziskus. Der amtierende Erzbischof von Mercedes-Lujan, Jorge Eduardo Scheinig, bestätigte den Tod Radrizzanis und leitete am Abend einen Gedenkgottesdienst für den Verstorbenen.
Im Zentrum gesellschaftlicher Debatten
Radrizzani hatte in den vergangenen Jahren immer wieder im Zentrum gesellschaftlicher Debatten gestanden. Für Aufsehen sorgte ein Gottesdienst 2018, als sich unter dem Motto "Frieden, Brot und Arbeit" Tausende Gewerkschaftsmitglieder vor der Basilika im Wallfahrtsort Lujan versammelte. In seiner Predigt rief Radrizzani zu einem Überdenken des aktuellen Wirtschaftssystems auf. Dies wurde von den Medien als Kritik an der damaligen Regierung des konservativen Präsidenten Mauricio Macri gewertet.
Zwei Jahre zuvor geriet ein Kloster aus seiner Heimat-Diözese ins Visier der Medien. Damals war der frühere Staatssekretär der argentinischen Präsidentin Cristina Kirchner, Jose Lopez, festgenommen worden, als er nachts versuchte, mehrere Plastiktüten mit fast neun Millionen US-Dollar in dem Kloster zu verstecken. Dabei halfen ihm offenbar die Ordensfrauen, wie Aufnahmen einer Überwachungskamera nahelegen. Lopez hatte in der Regierung Kirchner jahrelang eine Schlüsselposition bei der Vergabe wichtiger Bauaufträge inne. Radrizzani leitete daraufhin eine Untersuchung ein.
In seiner Zeit als Bischof von Neuquen unterstützte Radrizzani in den Jahren vor der Krise 2001 die Demonstrationen von Arbeitslosen mit Gottesdiensten und persönlicher Präsenz. Das brachte ihm an der katholischen Basis und bei den Gewerkschaften viel Anerkennung und Respekt ein.
Die argentinische Regierung erinnerte in einer Kondolenzbotschaft an Radrizzani. Während der jahrelangen Zusammenarbeit sei es zu einem aufrichtigen Dialog nach dem Gemeinwohl gekommen, schrieb das Sekretariat für religiöse Angelegenheiten.
Tod des Armenpriesters Basilicio "Bachi" Britez
Wenige Tage zuvor hatte der Tod des wegen seines Einsatzes für die Armen populären Priesters Basilicio "Bachi" Britez für Trauer und Bestürzung gesorgt. Der gebürtige Paraguayer war nach wochenlanger Krankheit einer Covid-19-Infektion erlegen. Papst Franziskus hatte sich zuletzt immer wieder nach dem Gesundheitszustand von "Padre Bachi" erkundigt, wie Britez in seiner Pfarrei in San Justo in der Provinz Buenos Aires gerufen wurde. Zuletzt hatte das Kirchenoberhaupt aus Argentinien in einer Videobotschaft seine Solidarität mit Bachi und weiteren an Covid-19 erkrankten Armenpriestern ausgedrückt.
Die ehemalige Staatspräsidentin und heutige Vizepräsidentin Cristina Kirchner erinnerte mit einer Kondolenzbotschaft auf Twitter an den verstorbenen Priester und bat ihre Landsleute angesichts der Corona-Pandemie, sich zu schützen.
Britez gehörte zu einer Gruppe von Armenpriestern aus der bevölkerungsreichen Provinz Buenos Aires, die sich im Wahlkampf 2019 hinter den später gewählten linksgerichteten Präsidenten Alberto Fernandez gestellt und ihm ihre Unterstützung zugesichert hatten. Ein zentrales Wahlkampfversprechen der amtierenden Fernandez-Regierung ist die Bekämpfung der Armut.