Trierer Bischof Marx feierlich aus dem Amt verabschiedet

Ins "Herz eingegraben"

Nach sechs Jahren Amtszeit hat der der Trierer Bischof Reinhard Marx am Samstag von seiner Diözese Abschied genommen. Er gehe mit der Bitte, "dass der Herr den Geist der Verzagtheit vertreibt und den Geist des Aufbruchs und der Kraft schenken möge", sagte der designierte Erzbischof von München und Freising beim Pontifikalamt im Trierer Dom vor mehr als tausend Gläubigen. Die sechs Jahre im ältesten Bistum Deutschlands seien zu kurz gewesen, hätten sich aber "in sein Herz eingegraben".

 (DR)

Zelebranten waren neben Bischof Marx und den Trierer Weihbischöfen unter anderem der Bischof von Limburg, Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst, der Erzbischof von Luxemburg Fernand Franck sowie aus Bolivien, dem Partnerland des Bistums Trier, die beiden Erzbischöfe Edmundo Abastoflor (La Paz) und Tito Solari (Cochabamba). Am 2. Februar wird Bischof Marx in sein neues Amt als Erzbischof von München und Freising eingeführt.

In seiner Predigt sagte Bischof Marx, dass es für ihn ein bewegender Tag sei. Es sei „nicht normal", dass ein Bischof nach nur sechs Jahre schon wieder Abschied von einer Diözese nehme. Er habe in Trier Wurzeln geschlagen und Heimat gefunden, „eine Heimat, die mitgeht und die ich nicht einfach hinter mir lasse."

Bischof Marx betonte, dass der bischöfliche Dienst ein personaler Dienst sei. Jesus Christus habe Personen ausgesandt und ihnen den Auftrag gegeben, sich mit ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten einzubringen. „Wir leben nicht von Sitzungen und Satzungen, sondern vom persönlichen Zeugnis", sagte der Bischof. Wichtig dabei sei die Gemeinschaft der Gläubigen, die sich über Raum und Zeit hinaus erstrecke. Immer sei es notwendig, für einen Bischof, aber auch für die Pfarreien und für alle Gläubigen, „über den eigenen Tellerrand zu blicken" und sich in die Gemeinschaft der Kirche einzubringen. Er sei dankbar, dass er diese Gemeinschaft im Bistum Trier gefunden und erlebt habe.

Weiter machte der Trierer Bischof deutlich, dass die Kirche sich ständig erneuern und immer wieder neu aufbrechen müsse. Bischof Marx: „Der Geist Gottes ist keine Beruhigungspille, sondern er ist beunruhigend und ermutigend." Wer nichts tue und immer nur am Status Quo festhalte, für den gebe es auch keine Weiterentwicklung nach vorne. „Wir brauchen den Geist der Bereitschaft, sich ganz zu geben, sich ganz der Botschaft der Liebe zu verschreiben", sagte Bischof Marx. Jesus Christus wende sich an die Menschen und gebe ihnen den Auftrag, lebendig zu sein und sich völlig und mit ihrer ganzen Kraft für die Weitergabe des Glaubens einzusetzen. Das sei zwar eigentlich eine Zumutung, doch spreche Jesus keine Utopie aus, sondern zeige, was möglich sei: „Jesus geht das Risiko mit uns ein, nicht wir mit ihm." Gott habe den Gläubigen nicht „den Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist des Mutes, der Liebe, der Kraft und der Besonnenheit." Mit der Bitte an die Gläubigen, die „Geister der Verzagtheit zu vertreiben" verabschiedete sich Bischof Marx von den Gläubigen im Bistum Trier und dankte ihnen zum Abschluss seiner Predigt noch einmal für „den Weg, den wir gemeinsam gehen durften, in unserem schönen Bistum Trier."

Der aus dem westfälischen Geseke stammende Marx wurde 1979 zum Priester und 1996 zum Bischof von Paderborn geweiht. Der Theologe ist Vorsitzender der deutschen Kommission "Justizia et Pax", Mitglied der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Union und ist in der Deutschen Bischofskonferenz Vorsitzender der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen sowie stellvertretender Vorsitzender der Kommission Weltkirche.

Nach dem angekündigten Rücktritt des Mainzer Kardinals Karl Lehmann vom Vorsitz der katholischen deutschen Bischofskonferenz gilt Marx zudem als aussichtsreicher Kandidat für dessen Nachfolge. Der neue Vorsitzende wird auf der Vollversammlung der deutschen Bischöfe und Weihbischöfe vom 11. bis 15. Februar gewählt.

Vor Amtsantritt zum Papst
Marx wird wenige Tage vor seinem Amtsanstritt zu einer Papstaudienz nach Rom reisen. Das wurde am Samstag aus Trierer Kirchenkreisen bekannt. Als mögliche Daten für die Begegnung mit Benedikt XVI. werden der 28. und der 29. Januar genannt, der Amtsantritt in München ist für den derzeit noch im Bistum Trier amtierenden Bischof am 2. Februar vorgesehen.

Beobachter vermuten, dass bei dem Gespräch im Vatikan die Lage des Erzbistums München und Freising ebenso zur Sprache kommt wie die Entwicklung der Deutschen Bischofskonferenz nach dem angekündigten Rücktritt des Mainzer Kardinals Karl Lehmann vom Amt des Vorsitzenden. Als Münchner Erzbischof ist Marx von Amts wegen ein Favorit für die Nachfolge Lehmanns als Konferenzvorsitzender. Die deutschen Bischöfe werden ihren neuen Vorsitzenden Mitte Februar bei ihrer Frühjahrsvollversammlung in Würzburg wählen.