Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sieht Menschen mit Behinderung während der Corona-Pandemie in einer besonders heiklen Situation. "Sie gehören zu den besonders vulnerablen Gruppen und können ohne Kontakte zu anderen Menschen nicht leben", sagte Schick am Mittwoch mit Blick auf den Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung am Donnerstag.
Zwar seien die Verhaltensregeln für alle Menschen hart, aber wie solle etwa ein Blinder auf die 1,5 Meter Abstand achten, so Schick. Zudem könnten viele Frauen und Männer mit Behinderung allein nur schwerlich oder überhaupt nicht die Wohnung verlassen, weil sie auf Alltagsassistenzen angewiesen seien, die aktuell viele Leute kaum leisten könnten oder wollten, so der Erzbischof weiter.
Mehr Miteinander und Menschlichkeit
Zu Recht stehe der Schutz von Risikogruppen vor Infektion im Vordergrund. Dies berge aber die Gefahr, dass Menschen mit Behinderung abgeschottet und vergessen würden. Es brauche Fantasie und Mut, Miteinander und Menschlichkeit zu ermöglichen und gleichzeitig alle Hygienevorschriften einzuhalten.
"Außerdem möchte ich gerade unsere Mitmenschen mit Behinderung dazu ermutigen, trotz aller Hindernisse nicht zu resignieren und auch selbst für ein soziales und solidarisches Miteinander einzutreten", sagte Schick. Zudem rief der Erzbischof dazu auf, Behinderte nicht als homogene Gruppe wahrzunehmen.
Abgesenkte Bordsteinkanten reichen nicht
Deswegen unterstütze er das Bundesteilhabegesetz (BTHG). Dies solle erreichen, dass für jeden Menschen mit Behinderung ein individueller Hilfeplan erstellt werde, orientiert an dessen jeweiligen Bedürfnissen.
"Zu den Bedürfnissen unserer Mitmenschen gehört mehr als eine abgesenkte Bordsteinkante", betonte Schick.