Trump sucht nach Thema für konservative Christen

Kirchenschutz ist Trumps neues Thema

Donald Trump will die Evangelikalen längerfristig an sich binden, denn in zwei Jahren gibt es Zwischenwahlen. Deshalb macht er den Schutz von Kirchen und christlicher Lebensweise zu seinem Thema.

Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung / © John Locher (dpa)

Der Münchner Historiker Michael Hochgeschwender sieht Donald Trump auf der Suche nach einem neuen Thema, um konservative und evangelikale Christen an sich zu binden. "Trump ist immer Wahlkämpfer, und er denkt schon an die Zwischenwahlen in zwei Jahren. Falls er ökonomisch nicht liefern kann, hat er zumindest etwas für seine religiösen Wähler vorzuweisen und meint, sie so an sich binden zu können", sagte der Professor für Nordamerikanische Kulturgeschichte im Interview der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt".

"Sein neues Thema ist nun der Schutz von christlichen Kirchen und Denkmäler", fügte Hochgeschwender hinzu. "Abtreibung funktioniert nicht mehr wirklich, seit der Supreme Court sich dazu eindeutig positioniert hat." Der US-Präsident hatte ein Glaubensbüro und eine Taskforce eingerichtet, um "antichristliche Tendenzen" zu bekämpfen.

Dabei hatte das Weiße Haus auf Hunderte Angriffe gegen christliche Einrichtungen in den vergangenen Jahren verwiesen.

Signal von Trump: Stehe an Eurer Seite

Viele Christen in den USA hätten derzeit das Gefühl, dass sie ihre Religion nicht frei ausüben könnten, erläuterte der Kulturhistoriker. Er verwies auf einen Bäcker aus Colorado, der sich vor einigen Jahren geweigert hatte, einem homosexuellen Paar einen Hochzeitskuchen zu backen. Eine staatliche Kommission stufte das als diskriminierendes Verhalten ein. 

Wegen solcher Fälle hätten viele Christen seitdem Angst, dass sie zu bestimmten Verhaltensweisen gezwungen würden, die gegen ihre religiösen Vorstellungen verstoßen. "Trump will mit der Taskforce und dem Glaubensbüro signalisieren, dass er an ihrer Seite steht."

Der Historiker unterstrich, dass viele bibeltreue Christen zwar einerseits Bauchschmerzen wegen Trumps Verhalten hätten. Zugleich hätten sie aber das Gefühl, dass es keine wirkliche Alternative zu ihm gebe. 

Seit ein paar Jahren sei unter vielen Evangelikalen die Vorstellung verbreitet, dass Trump von Gott auserwählt sei, auch wenn er sich nicht immer bibeltreu verhalte.

Kritik an Papst-Brief

Mit Blick auf den Brief von Papst Franziskus, in dem das Kirchenoberhaupt die Migrationspolitik der neuen Trump-Regierung scharf kritisiert hatte, sagte Hochgeschwender, gerade im konservativen Spektrum habe das zu Irritationen geführt. 

Während eine immer noch starke Gruppe von konservativen Katholiken die Rechtmäßigkeit des Papstes trotz inhaltlicher Differenzen weiter anerkenne, bezeichneten andere Franziskus inzwischen offen als Häretiker - auch wegen seiner Kritik an Trump. "Insgesamt ist die Kenntnis der Soziallehre in Teilen der katholischen Kirche in den USA komplett verloren gegangen. Ich sehe sogar die Möglichkeit, dass sich die katholische Kirche in den USA irgendwann spalten wird."