Das teilte das Leitungsgremium der Telefonseelsorge in Deutschland in Berlin mit. Nach dem Ende des ersten Lockdowns habe sich das Anrufaufkommen normalisiert, sei aber insgesamt höher als im Vorjahr geblieben. Im September waren es durchschnittlich 2.700 Gespräche pro Tag. Seit Beginn des zweiten Lockdowns im November steigt die Zahl der Anrufe und Chats wieder an.
"Zu bestimmten Tageszeiten war das Gesprächsaufkommen fast 50 Prozent höher als vor der Pandemie", teilten die Bundeskonferenzen der katholischen und der evangelischen Telefonseelsorge aus Anlass des Internationalen Tags des Ehrenamtes am Samstag weiter mit. In vielen Dienststellen seien während des Lockdowns Doppelschichten gefahren worden.
Menschen sind verunsichert
"Die Pandemie verunsichert nach wie vor viele Menschen", erklärten der katholische Pastoraltheologe Michael Hillenkamp und die evangelische Pfarrerin Dorothee Herfurth-Rogge als Vorsitzende der Evangelisch-Katholischen Kommission. "Unter den angesprochenen Themen ist die Einsamkeit mit rund 23 Prozent die häufigste Nennung durch die Anrufenden."
Themen seien aber auch konkrete Existenzsorgen durch Corona oder familiäre Probleme im Lockdown. "Besonders schwer ist die Situation häufig für die sowieso seelisch Angeschlagenen: Wer unter Depressionen oder Ängsten leidet, erlebt die Pandemie als Problemverstärker in bereits schwierigen Lebenslagen."
Mit nach eigenen Angaben mehr als 7.500 geschulten Ehrenamtlichen in 104 Städten und Regionen ist die von den beiden Kirchen getragene Telefonseelsorge deutschlandweit tätig. Als eine der ersten Suizidpräventionseinrichtungen wurde sie 1956 in der alten Bundesrepublik gegründet.
Die Beratung findet am Telefon, per Mail oder Chat und an insgesamt 23 Standorten auch im persönlichen Gespräch statt. 2019 wurden 932.100 Telefonate und 50.000 persönliche Beratungsgespräche geführt. Es wurden 34.795 Mails geschrieben und es wurde 19.540 Mal gechattet.