Über Bauernregeln im Januar und hellere Tage

Ist der September lind, wird der Winter ein Kind

Jurik Müller Leiter der Abteilung Agrarmeteorologie beim Deutschen Wetterdienst in Leipzig. Und er ist Experte für Bauernregeln. Der promovierte Meteorologe sammelt seit über 30 Jahren Wetterregeln und testet sie auf ihren Wahrheitsgehalt. Und sagt: "Es wird keinen harten Winter mehr geben." Aller Wahrscheinlichkeit nach.

Autor/in:
Christoph Arens
 (DR)

Mehrere Hundert Bauernregel hat er auch selbst gedichtet - mit hohem Wahrheitsgehalt, wie er beteuert. "Ist der September lind, wird der Winter ein Kind" - diese zeitlich weit ausgreifende Regel stimmt in 80 Prozent der Fälle, hat der 63-Jährige Thüringer ausgerechnet. Was genau so auf einen milden Restwinter 2012 hinweist wie der Spruch "War bis drei Könige kein Winter, folgt auch keiner dahinter." Allerdings: Müller kennt auch die Ausnahmen von der Regel. 1956 beispielsweise habe sich der Winter als Wolf im Schafspelz erwiesen. Nach sehr mildem Dezember und Januar folgte der kälteste Februar seit fast 200 Jahren mit scharfem Frost, Eis und Schneestürmen.



Der Dreikönigstag am 6. Januar und der in der katholischen Kirche begangene Tag der Heiligen Fabian und Sebastian am 20. Januar sind sogenannte Wetter-Lostage, die nach dem Volksglauben einen Hinweis auf die Wetterentwicklung der folgenden Wochen oder Monate geben. "Schütten Fabian und Sebastian viel Schnee auf"s Dach, wird vor Matthias (24.02.) der Frühling nicht wach", heißt es beispielsweise.



"Unsere Vorfahren sprachen von der Sebastianikälte"

Fabian, seit dem Jahr 236 Bischof von Rom und bedeutender Kirchenorganisator, sowie der römische Soldat Sebastian, der als von Pfeilen durchbohrter Heiliger dargestellt wird, sind beide im dritten Jahrhundert als Märtyrer gestorben. Sebastian, der seit dem Mittelalter vor allem als Schutzpatron gegen Seuchen und Pest angerufen wird, ist auch Patron der Gärtner. Ihr gemeinsamer Gedenktag hat auch deshalb Bezug zum Wetter, weil er in der Regel die frostigste Zeit des Winters beschert.



"Unsere Vorfahren sprachen von der Sebastianikälte", weiß Müller. Tatsächlich herrsche in 80 Prozent der Jahre während der Zeit vom 16. bis 26. Januar überwiegend niederschlagsarmes, frostiges Hochdruckwetter vor. Dass die Saaten bei harter Winterkälte dann unter tiefem Schnee bestens aufgehoben sind, unterstreicht der Reim: "Verschließt tiefer Schnee zu Sebastian die Saaten, wird unser täglich Brot gut geraten."



Hoffen auf den Frühling

Doch trotz der häufigen Kälte: Der Tag der beiden Märtyrer verheißt auch den kommenden Frühling. "Fabian, Sebastian, / da steigt der Saft den Baum hinan", heißt es in einer Bauernregel. Nach der Winterstarre beginnt ein neuer Wachstumsprozess. In früheren Zeiten, als man Bäume nur fällte, solange sie nicht "im Saft standen", endete zu dieser Zeit der Holzeinschlag. Sebastian ist deshalb auch der Patron der Holzfäller und Waldarbeiter.



Hoffnung auf den Frühling macht auch, dass die Tage nun deutlich länger hell bleiben. Zwischen Ende November und Mitte Januar gibt es eine dunkle Zeit mit kaum wahrnehmbarer Änderung der Tageslänge. Doch immerhin: Seit Neujahr hat die helle Zeit zwischen Sonnenauf- und Untergang auch in diesem Jahr schon um fast 40 Minuten zugenommen. Eine anschauliche Regel gibt es auch dafür. Sie beschreibt, wie die Tage nach der Wintersonnwende am 22. Dezember länger werden: "Weihnachten um ein" Mückenschritt, Silvester um ein" Hahnentritt, Dreikönig um ein" Hirschensprung und Lichtmess um ein" ganze Stund."