Ukraine nimmt Teile des Kiewer Höhlenklosters in Besitz

Mit Unterstützung der Polizei

Die Behörden in Kiew haben der früher moskautreuen Ukrainischen Orthodoxen Kirche im berühmten Kiewer Höhlenkloster den Sitz ihres Oberhaupts und zwei weitere Gebäude weggenommen. Die Kirche bezeichnete das Vorgehen als rechtswidrig.

Höhlenkloster in Kiew / © Boris Stroujko (shutterstock)
Höhlenkloster in Kiew / © Boris Stroujko ( shutterstock )

Mit Unterstützung der Polizei habe die für das Kloster zuständige staatliche Museumsverwaltung am Donnerstag die Eingangstür zur Residenz von Metropolit Onufri aufgebrochen und sie dann versiegelt, teilte die Kirche mit. Sie protestierte gegen die "Vertreibung der Mönche".

Nutzungsvertrag für das Kloster für ungültig erklärt

Die UOK warf den Beamten weiter vor, sie hätten bei der Versiegelung eines anderen Gebäudes Frauen gewaltsam aus dem Haus gezerrt. Trotz mehrmaliger Aufforderungen der Regierung weigern sich die Mönche, Dutzende von ihr genutzte Klostergebäude zu verlassen und dem Staat zurückzugeben.

In den engen verschlungenen Gängen des Höhlenklosters werden seit Jahrhunderten mumifizierte Körper von Geistlichen aufbewahrt und in dem Heiligtum der ukrainisch-orthoxen Kirche von den Gläubigen verehrt / © Ulf Mauder (dpa)
In den engen verschlungenen Gängen des Höhlenklosters werden seit Jahrhunderten mumifizierte Körper von Geistlichen aufbewahrt und in dem Heiligtum der ukrainisch-orthoxen Kirche von den Gläubigen verehrt / © Ulf Mauder ( dpa )

Die Regierung hatte den Nutzungsvertrag der Kirche für das Kloster, das dem Staat gehört, im März für ungültig erklärt. Sie sieht in der UOK prorussische Kräfte am Werk und beschuldigt Geistliche der Kollaboration mit Moskau in dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine, was die Kirchenleitung zurückweist. Im Mai 2022 brach die UOK mit dem orthodoxen Moskauer Patriarchat und erklärte sich für unabhängig.

Der Staat hatte das Höhlenkloster der Kirche 1988 überlassen. Etwa 150 Mönche leben dort aktuell. Das Kirchenoberhaupt Onufri nutzte die dortige Residenz zuletzt nur noch selten. Er wohnt und arbeitet meist in einem anderen Kloster in Kiew. Das Vorgehen der Behörden gegen seine Kirche verglich Onufri bereits vor Monaten mit der Verfolgung in der Sowjetzeit.

Staatsführung unterstützt eine andere orthodoxe Kirche

Im ersten Anlauf am Dienstag war es der Museumsverwaltung nicht gelungen, wie geplant fünf Klostergebäude zu versiegeln. Die UOK hatte die Schlüssel nicht herausgegeben. Gläubige stellten sich zudem den Mitarbeitern der staatlichen Verwaltung in den Weg, als diese die Gebäude in Besitz nehmen wollten.

Höhlenkloster in Kiew / © Travel Faery (shutterstock)

Die ukrainische Staatsführung unterstützt eine andere orthodoxe Kirche: die Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU). Sie wurde 2018 mit Hilfe des orthodoxen Ehrenoberhaupts, des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel Bartholomaios I., gegründet.

Das Höhlenkloster aus dem 11. Jahrhundert gilt als Wiege der ostslawischen Orthodoxie und als Wahrzeichen Kiews. Der Staat hatte es der Kirche 1988 überlassen. Das Kloster liegt an einem Hang zum Westufer des Flusses Dnipro. Die Unesco nahm es 1990 in ihre Welterbe-Liste auf.

Orthodoxe Kirchen in der Ukraine

Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats und der autokephalen (eigenständigen) "Orthodoxen Kirche der Ukraine".

Orthodoxe Kirche der Ukraine / © Sergey Korovayny (KNA)
Orthodoxe Kirche der Ukraine / © Sergey Korovayny ( KNA )
Quelle:
KNA