Ukrainischer Außenminister kritisiert Vatikandiplomatie

"Die Russen kommen, um zu töten"

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba geht mit der Diplomatie des Heiligen Stuhls in Gericht. Trotz aller Kritik gibt es aber auch lobende Worte für Papst Franziskus und einen großen Wunsch seitens der Ukrainer.

Dmytro Kuleba, Außenminister der Ukraine / © Petr David Josek/AP (dpa)
Dmytro Kuleba, Außenminister der Ukraine / © Petr David Josek/AP ( dpa )

Man müsse "aufhören zu sagen, dass wir Frieden schließen werden, weil wir Schwesternationen sind. Das ist nicht der Fall. Und wenn man von Brüderlichkeit spricht, auf der Russland beharrt, dann ist es eher die von Kain und Abel", sagte Kuleba im Interview mit internationalen Medien, darunter der französischen Zeitung "La Croix" (Samstag), in Kiew.

Umfrage: Unterstützung für Ukraine in EU leicht zurückgegangen

EU-Bürger unterstützen weiter überwiegend eine Aufnahme der Ukraine in die EU und auch Waffenlieferungen an das Land - die Zustimmung ist aber nach mehreren Monaten Krieg leicht zurückgegangen. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage der Bertelsmann Stiftung in der gesamten EU hervor. Die Deutschen scheuen sich demnach stärker als der EU-Schnitt, für eine Energieunabhängigkeit höhere Kosten hinzunehmen.

Geflüchtete aus der Ukraine erhalten erste Beratung / © Robert Michael (dpa)
Geflüchtete aus der Ukraine erhalten erste Beratung / © Robert Michael ( dpa )

Ablehnung einer indirekten Schuld der Ukraine

"Die Russen kommen hierher, um zu töten und zu vergewaltigen." Es sei nicht akzeptabel, in dem Konflikt neutral zu bleiben und die Dinge nicht beim Namen zu nennen.

"Vergessen Sie nie, dass Russland der Aggressor und die Ukraine das Opfer dieser Aggression ist", so der Minister. Der Ukraine indirekt zu unterstellen, dass sie Mitschuld trage an dem Konflikt, weil sie Frieden ablehne, sei falsch.

Wunsch nach Besuch des Papstes

Zugleich würdigte Kuleba auch den Einsatz des Vatikans auf verschiedenen Ebenen. Die Richtung sei richtig. Dazu gehörten etwa der Gefangenenaustausch oder die Rückkehr von in Russland inhaftierten Kindern.

Auch das Mitgefühl des Papstes habe große Bedeutung für die Ukraine und "spreche den Ukrainern aus dem Herzen", so der Minister. "Vor allem aber warten wir auf seinen Besuch in der Ukraine"; der Papst sei "ein Symbol für Sympathie, Mitgefühl und spirituelle Unterstützung".

"Der Tag der Vermittlung wird kommen"

Mit Blick auf eine Vermittlerrolle des Vatikans zeigte sich Kuleba wenig optimistisch. Präsident Wladimir Putin habe kein Interesse, diesen Konflikt zu beenden; "denn wenn man Frieden will, schickt man nicht jede Woche Hunderte von Raketen, um die Energieinfrastruktur zu zerstören und der Zivilbevölkerung Energie und Wasser zu entziehen". 

Das bedeute, dass eine breite Vermittlung derzeit nicht erfolgreich sein könne. Aber, so der Minister: "Der Tag der Vermittlung wird kommen, und der Heilige Stuhl wird dabei sicher eine Rolle spielen."

Quelle:
KNA