Caritas fordert neuen Blick auf Integration

Umfassende Gesellschaftspolitik nötig

Anlässlich des Integrationsgipfels der Bundesregierung an diesem Montag fordert der Deutsche Caritasverband einen völlig neuen Blick auf Integration und Rassismus in Deutschland. Nötig sei eine umfassende Gesellschaftspolitik.

11. Integrationsgipfel im Bundeskanzleramt / © Bernd von Jutrczenka (dpa)
11. Integrationsgipfel im Bundeskanzleramt / © Bernd von Jutrczenka ( dpa )

Der politische und gesellschaftliche Diskurs zum Thema Integration müsse "gänzlich überdacht werden. Er darf nicht angstgetrieben sein", erklärte Caritas-Präsident Peter Neher am Montag in Berlin.

"Integration kann nicht nur durch Gesetze und Regeln erreicht werden. Es braucht dafür eine umfassende Gesellschaftspolitik", so Neher weiter. Der Nationale Aktionsplan Integration, der gerade ausgearbeitet werde, könne hier wichtige Impulse geben.

"Ziel der Integrationspolitik muss sein, dass Vielfalt für alle Menschen eine Selbstverständlichkeit darstellt, ebenso wie gleiche Teilhabe für alle", sagte Neher. Wichtig sei es, dass auf allen Ebenen eine klare Sprache gegen Hetze und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit gesprochen werde. Die Teilhabe von Eingewanderten müsse gezielter gefördert werden. "Gleichzeitig gilt es, Ängste und Abwehr in Teilen der Bevölkerung insgesamt sowie auf struktureller Ebene in den Blick zu nehmen." Dazu müsse der Nationale Aktionsplan Integration konkrete Maßnahmen gegen Diskriminierung, Rassismus und menschenverachtende Gewalt benennen.

Auch das Engagement der Zivilgesellschaft sei zentral. Wo immer möglich, sollten engagierte Bürger vor Ort Integrationsaufgaben übernehmen und dafür die notwendige Unterstützung erhalten, so Neher.

Grüne fordern Änderungen im Grundgesetz

Vor dem Integrationsgipfel am Montag in Berlin fordern mehrere Politiker der Grünen unterdessen Ergänzungen im Grundgesetz. Dort solle unter anderem ein Bekenntnis zu Deutschland als Einwanderungsland verankert werden, heißt es in einem Forderungskatalog gegen Rassismus, über den das Redaktionsnetzwerk Deutschland (Montag) berichtet. Dazu solle die Losung "Vielfalt in Einheit" als Staatsziel in die Verfassung geschrieben werden. Zudem solle der Begriff "Rasse" in Artikel 3 entfallen, ohne das darin festgeschriebene Diskriminierungsverbot zu schwächen.

"Deutschland hat ein Rassismusproblem und das nicht erst seit Hanau", schreiben die Bundestagsabgeordnete Filiz Polat, Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay sowie die Landtagsabgeordneten Aminata Toure (Schleswig-Holstein) und Berivan Aymaz (Nordrhein-Westfalen).

Trotz zahlreicher rassistisch motivierter Gewaltverbrechen seit den neunziger Jahren würden dunkelhäutige Menschen, Muslime und Juden von der Mehrheitsgesellschaft nicht ausreichend gehört, so vier Grünen-Politiker mit Migrationsgeschichte.

Schulen und Politik in der Verantwortung

Sie sehen die Politik in der Pflicht, "ein gesellschaftliches Klima zu schaffen, in dem die Leistungen der Einwanderungsgesellschaft gewürdigt und Diversität nicht nur als Realität, sondern auch als Stärke anerkannt wird". Zu dem Zweck müsse die Bundesregierung einen Antirassismusbeauftragten benennen und Vereine, die sich der Demokratieförderung widmen, steuerlich begünstigen.

Zudem sehen die Grünen Schulen in der Verantwortung, "ein nachhaltiges und strukturell verankertes rassismuskritisches Bewusstsein der Schüler" zu fördern. Die deutsche Kolonialvergangenheit, Antirassismus und Deutschlands Geschichte als Einwanderungsland müssten stärker als bisher in den Lehrplänen verankert werden.

Beim 11. Integrationsgipfel am Montag geht es unter anderem um einen Nationalen Aktionsplan Integration. Der Schwerpunkt soll auf der sogenannten Vorintegration liegen, also der Frage, wie schon im Herkunftsland systematisch damit begonnen werden kann, Einwanderer auf Deutschland vorzubereiten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte dazu am Wochenende: "Wir brauchen diese Vorintegration in ganz besonderer Weise deshalb, weil ab dem 1. März das Fachkräfteeinwanderungsgesetz gilt, das heißt vermehrt auch fachlich qualifizierte Menschen zu uns nach Deutschland kommen werden. Und diese sollen sehr schnell ihre neue Heimat auch in Deutschland finden."


Quelle:
KNA