Historiker Wolffsohn: Religionen müssen Sinnfrage stellen

Umgang mit der Endlichkeit

​Mehr Orientierung durch Religionsvertreter in der Corona-Krise wünscht sich der Historiker und Publizist Michael Wolffsohn. Die Aufgabe der Religion sei es, Seinsfragen zu stellen, erklärte Wolffsohn.

Michael Wolffsohn / © Wolfgang Borrs (dpa)
Michael Wolffsohn / © Wolfgang Borrs ( dpa )

Religionen dürften nicht zum "Vollzugsorgan und auch noch Lieferant von Ideologien der jeweiligen Politik" verkümmern, sagte Wolffsohn in einem Interview des Deutschlandfunks.

Umgang mit der Endlichkeit

Die Gesellschaft befinde sich "in einer totalen Experimentsituation", sagte Wolffsohn. "Und da kann die Religion sehr viel beitragen, gerade in ihrer Gebrochenheit."

Das betreffe konkret den Umgang mit der Endlichkeit des Menschen. "Wir verdrängen den Tod. Und insofern wäre es eben für die institutionalisierten Religionen eine große Chance gewesen - die besteht immer noch -, uns auf diesen Gedanken zurückzuführen."

"Was, wenn ich tot bin?"

Er wolle nicht, dass Religionsvertreter die Freuden des Lebens "im Sinne einer Miesepetrigkeit" kleinredeten, betonte Wolffsohn. Aber gleichwohl stünden Fragen im Raum wie: "Wie lebe ich heute, wenn ich möglicherweise morgen schon tot bin? Und wenn ich tot bin, was ist dann?" Wolffsohn weiter: "Diese Seinsfragen jenseits der Vergnügungsfragen zu stellen, das ist die Aufgabe der Religion."


Quelle:
KNA