UN: Zahl der Hungernden weltweit um vierzig Millionen gestiegen

Die Krise ist alles andere als vorüber

Die Zahl der Hungernden weltweit ist nach UN-Schätzungen in diesem Jahr um 40 Millionen gestiegen. Die derzeitige Finanzkrise drohe die Lage weiter zu verschärfen, hieß es in dem am Dienstag in Rom veröffentlichten Welternährungsbericht der UN-Ernährungsorganisation. Vor allem infolge gestiegener Lebensmittelpreise sei die Zahl der chronisch unterernährten Menschen in diesem Jahr auf 963 Millionen Menschen gestiegen.

 (DR)

Bisherige Fortschritte im Kampf gegen den Hunger seien zunichte gemacht worden, beklagte FAO-Generaldirektor Jacques Diouf bei der Vorstellung des Berichts: "Die Krise ist alles andere als vorüber".

Mit 907 Millionen entfällt die große Mehrheit der Hungernden dem Bericht zufolge auf Entwicklungsländer. Zwei Drittel davon lebt in Indien, China, Kongo, Bangladesch, Indonesien, Pakistan und Äthiopien. Asien ist wegen des hohen Bevölkerungswachstums und geringer Erfolge im Kampf gegen Unterernährung der Kontinent mit den meisten an Hunger leidenden Menschen. Etwa zwei Drittel aller Hungernden leben dort.

Im südlichen Afrika war nach Angaben der FAO bereits 2007 jeder dritte chronisch unterernährt. Die Region südlich der Sahara verzeichnete damit den höchsten Anteil von Hungernden an der Gesamtbevölkerung. Der weltweite Anstieg der Unterernährten gehe demnach vor allem auf die Entwicklung in der Demokratischen Republik Kongo zurück, wo von 2003 bis 2005 infolge des Krieges im Osten des Landes 43 Millionen statt wie zuvor elf Millionen Menschen zu wenig zu essen hatten. Somit litten über drei Viertel der Bevölkerung Hunger.

Gestiegene Lebensmittelpreise
Lebensmittelpreise liegen laut Diouf heute knapp dreißig Prozent höher als vor zwei Jahren. Gestiegene Preise hätten sich nur in Industriestaaten positiv auf die Landwirtschaft ausgewirkt. Dort sei die Getreideproduktion innerhalb eines Jahres um ein Prozent gewachsen, während sie gleichzeitig in einem Großteil der Entwicklungsländer um ein Prozent geschrumpft sei. Die Finanzkrise habe sich insbesondere durch mangelnde Kredite negativ auf die Agrarproduktion in armen Ländern ausgewirkt. Landwirte in Entwicklungsländern profitierten dem Bericht zufolge nicht von den hohen Lebensmittelpreisen, da die Preise für Saatgut, Dünger und Treibstoff stärker gestiegen seien.

"Enorme und entschiedene globale Bemühungen sowie konkrete Initiativen sind erforderlich, um die Zahl der Hungernden bis 2015 um 500 Millionen zu senken", mahnte der stellvertretende FAO-Generaldirektor Hafez Ghanem. Die internationale Gemeinschaft hatte sich beim ersten Welternährungsgipfel 1996 das Ziel gesetzt, die Zahl der Hungernden innerhalb von zwanzig Jahren zu halbieren.

"Wir brauchen politischen Willen und Mittel", sagte Diouf im Hinblick auf die sogenannten Millenniums-Ziele. Bis 2050 könne die Agrarproduktion verdoppelt werden und die bis dahin auf neun Milliarden gestiegene Weltbevölkerung versorgen.