Am Sonntagmorgen versammelten sich rund 100 Gläubige zur Messe mit dem lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, in der Grabeskirche. Die Tore der Kirche blieben nach der Feier für Besucher geöffnet. Am Nachmittag werden Hunderte Christen zur Palmprozession über den Ölberg erwartet.
Nach Patriarchatsangaben wird Pizzaballa einen vom üblichen Protokoll abweichenden Stopp in der Kapelle "Dominus Flevit" (lat. "Der Herr weinte") oberhalb des Gartens Gethsemane am Ölberg einlegen, um einen Segen über die Stadt Jerusalem zu sprechen. Von hier aus hatte der Patriarch im vorigen Jahr anstelle der aufgrund von Covid abgesagten Prozession ein spezielles Gebet gegen die Pandemie gesprochen sowie die Stadt und die Welt mit einer Kreuzreliquie gesegnet.
Der Ort erinnert an den Bericht im Lukas-Evangelium, wonach Jesus sich der Stadt Jerusalem genähert und geweint habe über das Unverständnis der Menschen, die die Gnade Gottes nicht erkannt hätten. Dabei sagte Jesus die Zerstörung Jerusalems voraus.
Prozession mit Corona-Auflagen
In diesem Jahr soll die Prozession, die traditionell Tausende einheimische Christen und Pilger aus aller Welt bis zur Anna-Kirche innerhalb der Altstadt führt, bereits vor den Stadttoren mit einer Palmsonntagsbotschaft Pizzaballas enden. Grund sind laut Kirchenkreisen pandemiebedingte Auflagen.
Die Palmprozession, die an den Einzug Jesu nach Jerusalem vor seiner Kreuzigung erinnert, ist traditionell für Pilger einer der Höhepunkte der Karwoche in Jerusalem. Am Startpunkt, der Kirche von Betfage, wird nach alter Tradition der Stein verehrt, von dem aus Jesus beim Einzug in Jerusalem auf den Esel gestiegen sein soll.
Nachdem das Heilige Land 2020 während der Karwoche unter einem strengen Lockdown stand und die meisten Feiern auf einen engen Kreis beschränkt waren, äußerten die beiden wichtigsten katholischen Vertreter im Heiligen Land, Pizzaballa und Franziskaner-Kustos Francesco Patton, in diesem Jahr Hoffnung auf Rückkehr zu einer gewissen Normalität. "Unsere Hoffnung ist, auf mehr oder weniger 'normale Art' alle Feiern der Heiligen Woche zu feiern", sagte Patton auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Mit Holzkreuzen über die Via Dolorosa
Am Gründonnerstag folgen die Liturgie der Fußwaschung, eine Prozession zum Abendmahlssaal auf dem Berg Zion und eine nächtliche Gebetswache beim Garten Gethsemane. Am Karfreitag ziehen Christen mit großen Holzkreuzen im Gedenken an den Leidensweg Jesu über die Via Dolorosa. Die Ostervigil findet am frühen Karsamstagmorgen statt.
Der zweite Höhepunkt der Jerusalemer Ostertage, die über 1.200 Jahre alte Liturgie des "Heiligen Feuers" am orthodoxen Karsamstag, fällt in diesem Jahr auf den
1. Mai. Das jüdische Pessachfest begann in diesem Jahr mit Sonnenuntergang des 27. März und endet am 3. April mit Anbruch der Dunkelheit. Der muslimische Fastenmonat Ramadan fällt in diesem Jahr ebenfalls ins Frühjahr und beginnt voraussichtlich am Abend des 12. April.