Wie die Lokalzeitung "El Tribuno" (Onlineausgabe Donnerstag) meldete, werden im nordargentinischen Oran katholische Priesterseminaristen befragt, die dem ehemaligen Bistumsleiter sexuelle Übergriffe vorwerfen. Die Zeugenaussagen, die von Bischof Carlos Sanchez aus Tucuman gesammelt würden, sollten als Grundlage für ein künftiges kirchenrechtliches Verfahren dienen, hieß es.
Bei dem Beschuldigten handelt es sich um Gustavo Zanchetta, einen hohen Mitarbeiter der vatikanischen Güterverwaltung. Der heute 55-Jährige war in einer der ersten Personalentscheidungen von Papst Franziskus im Juli 2013 zum Bischof von Oran ernannt worden.
Nachdem er im August 2017 die Bistumsleitung abgab, berief der Papst ihn im Dezember des gleichen Jahres auf den eigens geschaffenen Posten eines Assessors in der Güterverwaltung, dem Schatzamt des Heiligen Stuhls.
Teilnahme an Einkehrwoche
Als Grund für den Rücktritt Zanchettas von der Bistumsleitung gab der Vatikan im Januar Probleme mit dem örtlichen Klerus an. Dem Bischof sei autoritäres Verhalten vorgeworfen worden, aber es habe "keine einzige Anschuldigung sexuellen Missbrauchs" gegeben, so Vatikansprecher Alessandro Gisotti.
Für Irritationen sorgte, dass Zanchetta vergangene Woche an einer Einkehrwoche mit dem Papst in Ariccia südöstlich von Rom teilnahm. Die geistlichen Exerzitien zur Fastenzeit sind üblicherweise an einen engen Kreis von Kurienleitern adressiert.