US-Bischöfe setzen mit Wahl ihrer Vorsitzenden auch ein Zeichen

Mehr als nur Routine-Personalien

Die katholischen Bischöfe der USA haben Kardinal Daniel DiNardo erwartungsgemäß zum neuen Vorsitzenden der Bischofskonferenz gewählt. Bei der Wahl des Stellvertreters setzten sie mit Erzbischof Jose Gomez ein Zeichen.

Autor/in:
Thomas Spang und Gottfried Bohl
 (DR)

Auch wenn sich die Spekulationen über einen Überraschungskandidaten an der Spitze nicht bestätigten - mit der Wahl ihrer neuen Vorsitzenden haben die katholischen Bischöfe der USA ein Zeichen gesetzt. Vor allem dadurch, dass sie mit Erzbischof Jose Gomez aus Los Angeles erstmals einen gebürtigen Mexikaner zum stellvertretenden Vorsitzenden wählten. Der 64-Jährige hatte sich in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder für die Rechte von Einwanderern und Flüchtlingen stark gemacht.

Stellvertreter wird zum Vorsitzenden

An der Spitze setzte sich bei der Herbstvollversammlung der US-Bischofskonferenz in Baltimore erwartungsgemäß der designierte Nachfolger des bisherigen Vorsitzenden, Erzbischof Joseph Kurtz, gleich im ersten Wahlgang durch: Kardinal Daniel DiNardo (67) erhielt mit 113 Stimmen deutlich mehr Stimmen als erforderlich. Damit folgten die US-Hirten der Tradition, den jeweiligen Stellvertreter am Ende der dreijährigen Amtszeit des Vorsitzenden mit der Aufgabe zu betrauen.

DiNardo ist seit 2006 in der texanischen Diözese Galveston-Houston tätig, die genau wie Los Angeles eine große Latino-Gemeinde hat. Ein Jahr später machte ihn Papst Benedikt XVI. zum Kardinal. Im Vatikan arbeitet er unter anderem in dem von Papst Franziskus neu eingerichteten Wirtschaftsrat mit sowie in den Päpstlichen Räten für Kultur und für Migranten-Seelsorge.

Fingerzeig in Richtung Trump

Bei der Stellvertreter-Wahl setzte sich Gomez im dritten Wahlgang durch, was ihn zudem schon jetzt zum designierten Nachfolger von DiNardo bei der nächsten Wahl 2019 macht. Nicht nur wegen seiner Herkunft aus Mexiko gilt der 1995 eingebürgerte Kirchenmann bei vielen Beobachtern als unmissverständlicher Fingerzeig in Richtung des künftigen US-Präsidenten Donald Trump.

Zwei Tage nach der Wahl Trumps forderte Opus-Dei-Mann Gomez ein Ende der Abschiebungen und lud zu einem ökumenischen Gebet für Frieden, Solidarität und Einheit ein. Ohne Trump namentlich zu erwähnen fand der Erzbischof deutliche Worte, die sich an der Botschaft von Papst Franziskus von Anfang des Jahres an der Grenze zu Mexiko orientierten: "In diesem Land müssen wir anfangen, Brücken zu bauen und Menschen zusammen zu bringen."

In einer einstimmig angenommen Erklärung der Bischofskonferenz zum Thema Einwanderung heißt es unter anderem: "Menschen zu dienen und willkommen zu heißen, die vor Gewalt und Konflikten in verschiedenen Teilen der Welt fliehen, ist Teil unserer Identität als Katholiken." Erzbischof Kurtz sicherte zudem den elf Millionen Migranten ohne Papiere die Solidarität der Kirche zu: Die betroffenen Familien sollten wissen, "dass wir sie in unseren Herzen tragen und die künftige Regierung mit dem Thema befassen werden".

Videobotschaft von Papst Franziskus

In einer Videobotschaft forderte auch Papst Franziskus die US-Bischöfe zum Engagement für Migranten aus Lateinamerika auf: Die katholische Kirche des Landes müsse ihre "Komfortzone" verlassen und eine "Kultur der Begegnung" fördern. Aufgabe der Bischöfe sei es, Menschen zu ermutigen, "die Reichhaltigkeit ihrer Traditionen und Erfahrungen zu teilen, um Mauern niederzureißen und Brücken zu bauen".

Als deutliches Zeichen werteten DiNardo und Gomez in einer ersten Pressekonferenz nach ihrer Wahl auch eine Messe der Bischöfe in der ältesten afrikanisch-amerikanischen Gemeinde in Baltimore. Hier hätten sie ausdrücklich die Versöhnung nach den Rassenunruhen in den Mittelpunkt gestellt: "Wir kamen, um zu beten, aber auch um die Bedeutung der menschlichen Würde hervorzuheben."

Genug Gesprächsstoff vorhanden

In der Pressekonferenz betonte DiNardo auch, die US-Bischöfe stünden auf der Seite aller "verwundbaren Personen", einschließlich der Ungeborenen und der Migranten. "Aus unserer Sicht respektieren wir mit Sicherheit die Regierung", sagte er weiter. Allerdings "haben wir auch ein Hirtenherz", weshalb man weiterhin die Fremden willkommen heißen werde.

Auf Fragen nach Lebensschutz und Religionsfreiheit erklärte DiNardo, diese Themen seien den Bischöfen sehr wichtig. Allerdings wüssten sie noch nicht, was die Trump-Regierung in dieser Hinsicht vorhabe. Für reichlich Gesprächsstoff ist also gesorgt.


Daniel Nicholas Kardinal DiNardo / © Paul Haring (KNA)
Daniel Nicholas Kardinal DiNardo / © Paul Haring ( KNA )

Jose Horacio Gomez / © Romano Siciliani (KNA)
Jose Horacio Gomez / © Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA