US-Religionsführer protestieren gegen geplante Massenabschiebungen

Tiefe Besorgnisse

Vertreter von Religionsgemeinschaften in den USA schlagen Alarm. Geistliche verschiedener Glaubensrichtungen protestieren gegen Massenabschiebungen der kommenden Trump-Regierung. Sie rufen zu Gebet und Widerstand auf.

Grenzkontrollen an der US-amerikanischen und mexikanischen Grenze / © Aaron Wells (shutterstock)

US-amerikanische Religionsvertreter protestieren gegen die befürchteten Massenabschiebungen unter der kommenden US-Regierung. Mehr als 35 Führungspersönlichkeiten verschiedener Glaubensrichtungen haben sich am Montag in Newark (New Jersey) gegen die angedrohten Maßnahmen gegen Migranten ausgesprochen und ihre Bereitschaft bekundet, Einwandererfamilien vor Trennung und Vertreibung zu schützen. 

Kardinal Joseph William Tobin, Erzbischof von Newark / © Gregory A. Shemitz (KNA)
Kardinal Joseph William Tobin, Erzbischof von Newark / © Gregory A. Shemitz ( (Link ist extern)KNA )

Sie appellierten, "sensible Orte" wie Schulen, Kirchen und Krankenhäuser, vor behördlichen Eingriffen zu bewahren. Sollte diese Schutzpolitik aufgehoben werden, forderten die Glaubensführer Widerstand durch Gebet und Fasten. Die Veranstaltung wurde unter anderem von der Erzdiözese Newark organisiert.

Unterstützung für Einwanderern 

Unter den Teilnehmern war auch Kardinal Joseph Tobin, Erzbischof von Newark. "Wir sehen die Menschlichkeit in jedem Menschen und stehen besonders den Schwächsten bei - den Kindern, den Armen, den Waisen und ja, auch den Einwanderern", sagte er. 

Gemeinsam mit den anderen anwesenden Bischöfen rief er dazu auf, "unsere Einwandererbrüder und -schwestern" durch Begegnung, Begleitung, Gebet und politische Fürsprache zu unterstützen. Neben Tobin nahm neben zahlreichen anderen Bischöfen auch der der Vorsitzende des Migrationsausschusses der US-Bischofskonferenz, Mark Seitz aus El Paso, an der Veranstaltung teil.

Angst von Migranten

Die Versammlung war geprägt von tiefen Besorgnissen über mögliche Auswirkungen der von der Regierung unter Donald Trump geplanten Abschiebungen. Laut der Organisation "Faith in Action" leben vier von fünf undokumentierten Einwanderern seit über 15 Jahren in den USA.

Die potenzielle Trennung von Familien und die Angst vor Verhaftung belasten die Betroffenen schwer. Eine Migrantin aus Peru schilderte bei dem Treffen ihre Ängste: "Wir haben Angst, unsere Kinder zur Schule zu bringen, Parks zu besuchen oder Verbrechen bei der Polizei zu melden, aus Angst, abgeschoben zu werden."

Jüdische Traditionen eingebracht

Rabbi Mordechai Liebling repräsentierte die jüdische Gemeinschaft. Er erinnerte an die gemeinsame Verantwortung aller Glaubensrichtungen: "Das Gesicht Gottes zeigt sich im Einwanderer. Unsere Aufgabe ist es, dieses Gesicht zu ehren." Zu den symbolischen Aktionen des Treffens gehörte die Sammlung von Steinen mit Vornamen von Einwanderern, eine Tradition aus dem Judentum, um für ihren Schutz und Frieden zu beten.

Auch die muslimische Gemeinschaft hob die Bedeutung des Schutzes von Familien hervor. "Der Islam lehrt uns, alle Menschen in Not zu schützen, unabhängig von ihrem Hintergrund", sagte Imam Mohammed Sharif.

Trump will Einwanderungspolitik verschärfen

Der designierte US-Präsident Donald Trump plant, nach seiner Amtseinführung am 20. Januar 2025 eine umfassende Verschärfung der Einwanderungspolitik umzusetzen. Kernstück dieser Pläne ist die Durchführung der "größten Abschiebeoperation in der amerikanischen Geschichte". Verschiedene Regierungsbehörden sollen dabei mobilisiert werden, um eine Rekordzahl von Migranten ohne legalen Aufenthaltsstatus abzuschieben. 

Donald Trump / © Jae C. Hong (dpa)

Geplant sind dabei auch eine Ausweitung der Inhaftierung von Migranten, Sanktionen gegen sogenannte "Sanctuary Cities" und die Beendigung des Geburtsrechts für in den USA geborene Kinder ohne legalen Aufenthaltsstatus. Trumps Pläne stoßen in den USA auf erheblichen Widerstand, auch aufgrund der absehbaren Folgen. Einige Gouverneure haben bereits angekündigt, die Abschiebemaßnahmen nicht unterstützen zu wollen. Zudem befürchtet die Landwirtschaft einen erheblichen Arbeitskräftemangel aufgrund der geplanten Massenabschiebungen.