USA verurteilen Gewalt in Tibet - Peking weist Papst-Appell zurück

Die Welt verliert den Kontakt zu ihrem Dach

Die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, hat die Völkergemeinschaft aufgerufen, die Gewalt in Tibet zu verurteilen. Die Politikerin traf am Freitag im nordindischen Dharamsala mit dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter, dem Dalai Lama, zusammen. Die chinesische Führung räumte erstmals ein, tibetische Demonstranten erschossen zu haben. Den Appell des Papstes zu Gewaltverzicht in Tibet hat Peking scharf zurückgewiesen.

 (DR)

Pelosi appellierte eindringlich an die internationale Gemeinschaft, die Wahrheit über die Vorgänge zu sagen. «Wenn freiheitsliebende Menschen rund um die Welt nicht gegen China und die Chinesen in Tibet protestieren, haben wir jede moralische Autorität verloren, uns für die Menschenrechte einzusetzen», sagte Pelosi nach Angaben der Zeitung «Times of India» (Online-Ausgabe).

Zuvor waren als letzte ausländische Journalisten die beiden Deutschen Georg Blume und Kristin Kupfer am Donnerstag aus Tibet ausgewiesen worden. Sie mussten die Hauptstadt Lhasa mit dem Zug verlassen. Wie Kupfer am Karfreitag telefonisch dem epd mitteilte, ist sie inzwischen in der nördlichen Nachbarprovinz Qinghai eingetroffen.

Kupfer ist für das österreichische Magazin «Profil» akkreditiert und auch Mitarbeiterin des epd. Blume ist Korrespondent der Wochenzeitschrift «Die Zeit» und der Berliner «Tageszeitung».

Der Dalai Lama, der zum Gebot der strikten Gewaltfreiheit mahnt, hat Ministerpräsident Wen Jiabao zum Dialog aufgerufen. Die chinesische Führung beschuldigt den im Exil lebenden Friedensnobelpreisträger, die gewaltsamen Proteste gegen die chinesische Herrschaft in Tibet angezettelt zu haben. Nach Angaben des britischen Senders BBC verstärkten die Behörden die Sicherheitskräfte in Tibet und den Nachbarprovinzen weiter.

Die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua hatte am Donnerstag erstmals über Schüsse auf Demonstranten berichtet. In der von vielen Tibetern bewohnten Region Aba in der Nachbarprovinz Sichuan seien am Sonntag vier Menschen von Sicherheitskräften in Notwehr erschossen worden. Exilorganisationen sprachen dagegen von acht Toten.

Papstappell verhallt
Den Appell des Papstes zu Gewaltverzicht in Tibet hat Peking scharf zurückgewiesen. "Für Kriminelle kann es keine Toleranz geben; sie müssen gemäß dem Gesetz bestraft werden", sagte der Sprecher des Außenministeriums in Peking, Qin Gang, laut italienischer Tageszeitung "La Stampa" (Online-Ausgabe vom Donnerstag). Zugleich rechtfertigte die Regierung das gewaltsame Vorgehen gegen Demonstranten als «äußerstes Mittel der Abschreckung».

Papst Benedikt XVI. hatte am Mittwoch in seiner Generalaudienz seine Sorge über die Vorgänge in Tibet bekundet. Dabei wandte er sich gegen jede Form der Gewaltanwendung und rief zu Dialog und Toleranz auf.

Die anti-chinesischen, zum Teil gewaltsamen Proteste in Tibet hatten am 10. März, dem Jahrestag eines Volksaufstands von 1959, begonnen. Sie sprangen auf die Nachbarprovinzen Gansu, Sichuan und Qinghai über, wo ebenfalls viele Tibeter leben. Menschenrechtler schätzen die Zahl der Toten auf mindestens 99.