DOMRADIO.DE: Wonach haben Sie denn Ihre Freundinnen ausgesucht, die Sie fotografiert und interviewt haben?
Ute Karen Seggelke: Das ist - so wie bei meinen anderen Büchern - eine bunte Mischung von Frauen, die ich kenne, die mit mir befreundet sind, oder die ich über andere kenne - also Privatpersonen - und ein paar Prominente, die ich aber zum Teil auch durch meine Tätigkeit als Fotografin kenne. Ich habe ja viele Schauspielerinnen fotografiert. So eine Mischung mag ich am liebsten, weil ich dann immer neugierig bin. Leben die Promis genau so und antworten sie ähnlich wie private Personen? Und es stellt sich netterweise immer wieder heraus, dass sie doch eigentlich immer genau so reagieren.
DOMRADIO.DE: Es fällt auf, dass es alles Doppelportraits sind. Warum haben Sie sich für diese Darstellungsform entschieden?
Ute Karen Seggelke: Weil ich abgefahren bin auf diese ganz enge Freundschaft. Also auf die Busenfreundin - um dieses altmodische Wort zu benutzen - die ich persönlich nie hatte. Inzwischen habe ich so eine Freundin, aber damals noch nicht. Und das sind eben immer nur zwei, da passt eine dritte oder vierte nicht dazu. Das sind Frauen, die eine ganz spezielle enge Freundin über viele Jahre haben.
DOMRADIO.DE: Sie haben die Frauen ja nicht nur fotografiert, sondern auch interviewt. Was hat sie besonders an diesen Gesprächen beeindruckt?
Ute Karen Seggelke: Wie ich es auch im Vorwort sage, hat mich diese Art, wie die Frauen miteinander umgehen und übereinander sprechen, sehr beeindruckt. Ich habe die Interviews einzeln gemacht, also die andere Freundin war nie dabei. Es schwang immer ein ganz großes Vertrauen mit. Vertrauen, Fürsorge, ich kann auch sagen: Liebe. Das ist schon sehr beeindruckend gewesen. Es war eine sehr schöne Arbeit für mich.
DOMRADIO.DE: Sie haben sich für Schwarz-Weiß-Photographie entschieden. Hatte das auch einen besonderen Grund?
Ute Karen Seggelke: Das hängt natürlich mit meiner Herkunft als ursprüngliche Theater- und Schauspielfotografin zusammen. Da ist mir schwarz-weiß eigentlich immer noch das Allerliebste, weil ich finde, dass es genau herausarbeitet und abstrahiert. Es tut nicht so, als wäre es Realität mit Farbe und so weiter. Da könnte ich jetzt lange drüber reden, aber das ist es in Kürze. Mir ist für Porträts immer noch das schwarz-weiß sehr lieb als Abstraktion von Farbe.
DOMRADIO.DE: Die Frauen, die Sie fotografiert haben, gehören ganz unterschiedlichen Generationen an, aber auch unterschiedlichen Berufsgruppen. Gibt es etwas, das in allen Freundschaften gleich oder ganz ähnlich war?
Ute Karen Seggelke: Ganz ähnlich war dieses "sich verlassen" auf die Freundin, dieses Vertrauen und die große Stärke, sich gegenseitig stärken. Das trat unabhängig von Beruf und Alter hervor. Das sind die wesentlichen Dinge. Und zum Teil sagten auch gerade jüngere Frauen: "Selbst meine Liebesbeziehungen wurden überdauert. Meine Freundschaften überdauerten die Liebesbeziehungen zu Männern."
DOMRADIO.DE: Würden Sie sagen, dass Frauenfreundschaften anders sind als Männerfreundschaften?
Ute Karen Seggelke: Was ich so als Frau beobachte: Ja. Ich habe den Eindruck, dass es so ist. Es gibt sicher auch solche Freundschaften bei Männern, die auf einer tiefen Innigkeit basieren. Aber meistens sind die Freundschaften bei Männern doch einfach anders. Da finden Treffen mehr in Kneipen statt - das ist vielleicht auch ein Klischee - es wird über Sport geredet und über eher äußere Themen. Ich glaube, dass Frauenfreundschaften eine tiefere Intensität haben.
Das Gespräch führte Martin Mölder.
Der Bildband "Freundinnen. Gemeinsam sind wir unschlagbar..." von Ute Karen Seggelke ist im Gerstenberg Verlag erschienen.