Der Vatikan hat Medienberichte zurückgewiesen, er plane vor der Bischofssynode 2014 eine Befragung aller Katholiken zu Ehe und Familie. Der in der vergangenen Woche bekanntgewordene Fragebogen zu Themen der Synode richte sich an die Bischöfe der Weltkirche, sagte der Generalsekretär der Bischofssynode, Erzbischof Lorenzo Baldisseri, am Dienstag im Vatikan. Diese sollten die Fragen in die Pfarreien und katholischen Bewegungen hineintragen und das Echo "kanalisieren". Zugleich stellte er klar: "Wir wollen keine persönlichen Bewertungen der Bischöfe, sondern wollen wissen, was die Menschen denken und wie sie leben."
Baldisseri äußerte sich anlässlich der Vorstellung eines Vorbereitungspapiers zu der Synode, die Papst Franziskus vom 5. bis 19. Oktober 2014 zum Thema "Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Rahmen der Evangelisierung" einberufen hat. Im Jahr 2015 soll eine größere ordentliche Bischofssynode das Thema vertiefen und konkrete Leitlinien für die Pastoral entwickeln. Im Rahmen der Bischofsversammlungen soll auch über den kirchlichen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen gesprochen werden.
Freiburger Handreichung: "Provokation"
Im Zusammenhang mit der jüngsten Handreichung aus der Erzdiözese Freiburg zu einem offeneren Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen bei Eucharistiefeiern bezeichnete der Generalsekretär diese als "Provokation". Bei dem Dokument, das diesem Personenkreis unter bestimmten Umständen die Teilnahme an Eucharistiefeiern ermöglichen soll, handele es sich um "eine isolierte Position".
Gesellschaftliche Veränderungen stellten für die katholische Kirche indes eine "seelsorgerische Notlage" dar, räumte Baldisseri ein. Paare, die ohne kirchliche oder zivile Trauung zusammenleben, machten in zahlreichen Ländern die Mehrheit der Partnerschaften junger Menschen aus. Die Kirche dürfe angesichts dieser Herausforderungen "nicht den Kopf in den Sand stecken", ergänzte der Sondersekretär der Synode, Erzbischof Bruno Forte.
Zentrales Arbeitsinstrument
In den 39 Fragen des Fragebogens, den der Vatikan an die Vorsitzenden aller Bischofskonferenzen verschickt hat, geht es unter anderem um den Umgang mit gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften in den jeweiligen Ländern und um die Einschätzung von Fragen der Sexualmoral durch die Gläubigen. Das Generalsekretariat der Bischofssynode erwartet die Antworten bis zum kommenden Mai. Sie würden ein zentrales Arbeitsinstrument der Sonderbischofssynode, so Baldisseri.
In dem nun vorgestellten Vorbereitungspapier bekräftigt der Vatikan das katholische Bild von Familie, die nach Gottes Wille auf der lebenslangen, treuen Partnerschaft von Mann und Frau aufgebaut und offen für Kinder sei. "Es ist offensichtlich, dass die soziale und spirituelle Krise der heutigen Welt einen Einfluss auf das Familienleben hat und für die Pastoral eine drängende Situation schafft." Darauf müsse die Kirche schnell Antworten finden und dabei "gesprächsfähig und effizient" vorgehen.
Die Lehre nicht in Frage stellen
Eine besondere Herausforderung ist laut dem Papier die hohe Zahl unverheirateter Paare. Ebenso sollen Fragen rund um gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften, Alleinerziehende, interreligiöse Ehen, Leihmütter, arrangierte Ehen, Migration, einen kirchenfeindlichen Feminismus und die Rolle der Medien für das gesellschaftliche Familienbild in den Blick genommen werden.
Der Generalrelator der Bischofssynode, der Budapester Kardinal Peter Erdö, sagte bei der Vorstellung, die anstehenden Synoden wollten keinesfalls zentrale Aussagen der katholischen Lehre infrage stellen.
Es gehe vielmehr um einen "lebendigen Dialog" zwischen Kirchenführung und Gläubigen. Die kirchliche Doktrin gründe auf dem Evangelium Jesu, das aber Raum für Interpretationen lasse.