Der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben äußerte sich bei einer Diskussionsrunde in Rom zum Thema Frauen auf der Flucht vor Gewalt. Die Kirche müsse helfen, ein diesbezüglich bestehendes "kulturelles und spirituelles Defizit" aufzuarbeiten. Noch viel zu oft herrsche - beispielsweise in der Werbung - ein Bild der Frau als Objekt vor, so Paglia. Den Preis dafür zahlten Frauen und Kinder.
Paglia: Kulturelle Revolution inner- und außerhalb der Kirche
Gott habe jedoch Mann und Frau gleichermaßen die Menschheitsgeschichte anvertraut, betonte Paglia unter Verweis auf die biblische Schöpfungsgeschichte. Das gelte es ins Bewusstsein zu rufen.
Der Erzbischof forderte eine "kulturelle Revolution inner- und außerhalb der Kirche". Auch in den Bereichen Familie, Politik, Wirtschaft und Kultur müsse gegen falsche Frauenbilder vorgegangen werden. Paglia räumte ein, dass die Kirche "Frauen nicht immer genug Raum" gegeben habe. "Ein klerikaler und auch bei Laien verbreiteter Paternalismus, der Frauen als nebengeordnet sieht, muss enden", forderte er. Er sage diesbezüglich oft: "Mutter Teresa zählt mehr als 50 Kardinäle".
Probleme des Planeten lösen
Karin Nordmeyer von UN Women Deutschland betonte, Männer und Frauen müssten gemeinsam für Frauenrechte kämpfen: "Wir wollen nicht ein Stück vom Kuchen, sondern einen anderen Kuchen". Es gehe nicht darum, dass Frauen Männern etwas wegnehmen wollten, sondern darum, gemeinsam etwas zu verändern.
Hauptursache von Ungleichheit und Gewalt gegen Frauen sind laut Paglia Egoismus und Individualismus: "Der Individualismus hebt die Familie aus den Angeln und auch ganze Nationen oder Parteien. Denn so verliert man das Allgemeinwohl aus dem Blick." Gewalt gegen Frauen sei deshalb ein Thema, das sinnbildlich "das Drama der Welt" widerspiegele. Die Lösung dieses Problems sei so letztlich auch "bedeutend, um die Probleme unseres Planeten zu lösen".
Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen
Die Deutsche Botschaft beim Heiligen Stuhl hatte die Diskussionsrunde aus Anlass des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen (25. November) veranstaltet. Neben Paglia sprachen Vertreterinnen der Hilfsorganisationen UN Women Deutschland, Solwodi, European Women's Lobby sowie der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio.