"Meine Position hat eine gewisse Sichtbarkeit", erklärt Nathalie Becquart und fährt fort: "Ja, ich würde sagen, das ist eine Verantwortung. Es geht nicht um mich, aber viele Frauen sagen mir, dass die Tatsache, dass ich in dieser Position bin, für sie ein Zeichen der Hoffnung ist". Die Untersekretärin des vatikanischen Synodensekretariats, die auch als erste Frau Stimmrecht bei einer Bischofssynode hat, äußerte sich gegenüber dem Portal katholisch.de (Mittwoch).
Becquart versuche, die Stimme von vielen Frauen zu sein und zugleich bescheiden und spirituell zu leben. "Ich versuche, der Kirche zu dienen und mit anderen das weibliche Gesicht der Kirche zu repräsentieren. Die Frage nach der Rolle von Frauen in der Kirche ist ein Zeichen der Zeit und es ist wirklich eines der Schlüsselthemen von heute", sagte die Ordensfrau.
"Synodaler werden!"
Mit Blick auf den weltweiten Synodalen Prozess und den Synodalen Weg in Deutschland sagte Becquart: "Diese Synode ist in gewisser Weise also ein Ruf an die Kirche in Deutschland, ihren eigenen Synodalen Weg neu zu betrachten. Denn wir lernen Synodalität gerade neu und merken, dass es nicht einfach ist." Die weltweite Synode richte sich an alle, und es gebe Länder und Diözesen, die einen eigenen Prozess hätten. "Aber es ist dieselbe Kirche, die dazu gerufen ist, synodaler zu werden und einen synodalen Prozess zu machen."
Becquart erinnerte daran, dass es zu Beginn der Kirche "jede Menge Synoden und Konzile" gegeben habe. "In den vielen Jahren und Jahrhunderten einer hierarchischen Kirchensicht haben wir den Sinn dafür verloren, dass wir zuerst eine Gemeinschaft sind. Die Herausforderung heute ist, eine synodale Pastoral und eine synodale Leitung zu implementieren. Es ist ein langer Weg, weil wir so viele Jahrhunderte einer klerikalen Kirchensicht hinter uns haben, die wir loswerden müssen."
Weg der Umkehr nötig
Und: "Wir müssen die Vision einer Kirche wiederfinden, in der wir als erstes alle zusammen Getaufte sind, dazu gerufen, missionarische Pilger und ein Volk Gottes zu sein, das die Mission gemeinsam trägt." Es gehe darum, die Kirche als Kirche von Brüdern und Schwestern in Christus zu erleben. "Jeder soll hier eine Stimme haben – gerade die Ärmsten oder diejenigen, die sonst keine Stimme haben. Das aber wirklich zu praktizieren, erfordert einen langen Weg der Umkehr."