Vatikan-Gewerkschaft skeptisch über Kürzung von Kardinalsgehältern

Beschäftigte fürchten ebenfalls weniger Lohn

Die Kardinäle, die im Vatikan arbeiten, sollen weniger Geld bekommen - angesichts des Budgetlochs ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Vatikan-Gewerkschaft wittert daher ein Ablenkungsmanöver und fordert Fairness.

Geländer vor dem Petersplatz. / © Andrew Medichini/AP (dpa)
Geländer vor dem Petersplatz. / © Andrew Medichini/AP ( dpa )

Die Vatikan-Gewerkschaft ADLV befürchtet, dass die Kürzung der Gehälter von Kurienkardinälen nur ein Vorwand ist, um weitere Kürzungen bei allen Vatikanangestellten vorzubereiten. Die "Associazione Dipendenti Laici Vaticani" forderte am Mittwoch in einer auf ihrer Webseite veröffentlichten Erklärung, dass alle Sparmaßnahmen des vatikanischen Wirtschaftssekretariats die Grundsätze von Solidarität, Verhältnismäßigkeit und Fairness erfüllen müssen: "Die Kürzungen müssen proportional zu den Möglichkeiten eines jeden sein und die Familien der Angestellten nicht beeinträchtigen."

In der vergangenen Woche wurde ein Brief des Leiters des vatikanischen Wirtschaftssekretariats bekannt, laut dem die Gehälter von Kurienkardinälen um einige hundert Euro gekürzt werden, um die Sparmaßnahmen des Heiligen Stuhls zu unterstützen. 

Ein Kardinal hält sein Birett in den Händen am 28. Juni 2017 im Vatikan (KNA)
Ein Kardinal hält sein Birett in den Händen am 28. Juni 2017 im Vatikan / ( KNA )

Die Vatikan-Gewerkschaft reagiert skeptisch auf die Ankündigung: Ohnehin würden Kurienkardinäle im Vergleich zu anderen Führungskräften wenig verdienen. Zudem seien die Einsparungen bei den etwa 30 betroffenen Kardinälen vergleichsweise gering. Unter den Laienmitarbeitern gebe es daher Fragen: "Ist dies eine vorbereitende Maßnahme für weitere Kürzungen unserer Gehälter, um das Haushaltsdefizit des Heiligen Stuhls zu decken, das durch die Wirtschaftsreform offenbar nicht eingedämmt wird?"

Höhere Arbeitsbelastung und schlechte Entlohnung

Bereits die letzten Einsparungen bei den Gehältern im Kirchenstaat hätten die Beschäftigten hart getroffen. Die zweijährige Nullrunde ab 2021 bedeute bezogen auf das ganze Arbeitsleben Einbußen von 20.000 Euro, zudem wirke sich die Kürzung auf die Altersversorgung aus. Für Unzufriedenheit sorgte, dass laut der Gewerkschaft ein Teil der Führungskräfte nicht von den Kürzungen betroffen waren: "Eine Form von umgekehrter Lohngerechtigkeit." 

Zudem hätte die Arbeitsbelastung zugenommen, anstehende Beförderungen seien trotz größerer Verantwortungsbereiche der Betroffenen ausgeblieben, Überstunden würden schlecht bezahlt. Gehaltserhöhungen hätten nicht mit der Inflation mithalten können.

Unzufrieden mit Arbeitsbedingungen im Vatikan

Die ADLV hat nach eigenen Angaben rund 700 Mitglieder und vertritt die Laien unter den Vatikan-Beschäftigten, seit 1993 wird sie vom Heiligen Stuhl als Gewerkschaft anerkannt. In den vergangenen Jahren hat sich die ADLV zunehmend unzufrieden mit den Arbeitsbedingungen im Vatikan gezeigt. 

Im September wurde Paola Monaco zur neuen Generalsekretärin der Gewerkschaft gewählt, die im Päpstlichen Komitee für die Eucharistischen Weltkongresse arbeitet. Nach ihrer Wahl kündigte sie eine "neue Ära" an: "Die Stimme der Arbeitnehmer kann nicht länger ignoriert werden; es ist anachronistisch, Entscheidungen einseitig zu treffen und sie von oben herab aufzuerlegen."

Finanzen im Vatikan

Als zentrale Leitungsbehörde einer weltweiten Organisation sowie als Träger karitativer Einrichtungen hat der Heilige Stuhl hohe laufende Kosten, die meisten davon für Personal. Die Einnahmen kommen aus sehr unterschiedlichen Quellen.

Dazu zählen im Vatikan die Gewinne der Vatikanbank IOR aus Gebühren und Zinsen sowie die an den Heiligen Stuhl abgeführten Gewinne des Vatikanstaates, etwa aus Eintrittsgeldern oder dem Verkauf von Briefmarken.

Stapel von Geldmünzen und Geldscheinen spiegeln sich vor einer gezeichneten Kuppel des Petersdoms.  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Stapel von Geldmünzen und Geldscheinen spiegeln sich vor einer gezeichneten Kuppel des Petersdoms. / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA