Vatikan kritisiert einseitiges Menschenbild

"Wir sind sehr besorgt"

Zunehmend individualistische Freiheitsrechte und ein einseitiges Menschenbild machen der vatikanischen Diplomatie Sorgen. Dies gelte besonders mit Blick auf internationale Organisationen.

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin / © Dalati & Nohra (dpa)
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin / © Dalati & Nohra ( dpa )

Das sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in einem am Dienstag veröffentlichten Interview des privaten katholischen Mediennetzwerk ACI Stampa/EWTN. Es handle sich um jene Tendenzen, die Papst Franziskus als "ideologische Kolonisierung" kritisiert.

Enzyklika "Laudato si"

Klimawandel, Artenvielfalt, Trinkwasser: Diese Themen bestimmen die Umweltenzyklika von Papst Franziskus. Er wendet sich damit an "alle Menschen guten Willens" - und erklärt, warum eine ökologische Umkehr auch soziale Gerechtigkeit bedeutet. Papst Franziskus hat die reichen Industrienationen zu einer grundlegenden "ökologischen Umkehr" aufgefordert, um globale Umweltzerstörung und Klimawandel zu stoppen.

Deutsche Ausgabe der Enzyklika "Laudato si" / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Deutsche Ausgabe der Enzyklika "Laudato si" / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Sorge um Substanz des Menschseins

"Wir sind sehr besorgt über diese neuen Rechte", so Parolin, "weil sie eine neue anthropologische Vision mit sich bringen, die sich erheblich, um nicht zu sagen substanziell, von der Vision des christlichen Vorschlags unterscheidet". Diese neue Sicht beraube den Menschen seiner dreidimensionalen Beziehungen: zu sich selbst, zu Gott und zu anderen Menschen. Langfristig drohten dadurch "Würde und Substanz" des Menschseins zerstört zu werden.

Bislang wenig Echo zur Kritik aus dem Vatikan

Die Kirche verstehe ihre Sorge keinesfalls als einen "ideologischen Kampf", so die Nummer zwei im Vatikan. Insbesondere bei einigen Tendenzen der sogenannten Gender-Politik stehe eine "anthropologische Sichtweise" im Hintergrund, "die sich ausschließlich auf persönliche Wünsche konzentriert". Leider sei entsprechende Kritik seitens des Vatikan bisher auf wenig Echo gestoßen.

Quelle:
KNA
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