Der Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe hat den Antrittsbesuch des neuen Assyrischen Kirchenoberhaupts Mar Awa III. beim Papst am vergangenen Wochenende in den Hintergrund gedrängt.
Dabei deutete Franziskus dabei nicht nur eine mutige Bewegung im Dauerstreit um einen gemeinsamen Ostertermin der Kirchen in Ost und West für 2025 an. Er unterstrich auch, der von der katholischen Kirche unternommene Weg der Synodalität, also der derzeitige innerkatholische Beratungsprozess, brauche den Dialog mit anderen Konfessionen (Ökumene).
Kongress orientalischer Kirchen
Dies war auch seine Botschaft an einen Kongress, zu dem sich seit Mittwochabend Vertreter fast aller Orientalischen Kirchen in Rom mit Vatikan-Repräsentanten über Fragen der Synodalität austauschen. Leitwort der von der in Wien ansässigen Stiftung Pro Oriente organisierten Konferenz: "Auf den Osten hören".
Die viertägigen Gespräche mit 80 Kirchenvertretern - Bischöfen, Theologen, auch Laien, zu zwei Dritteln Vertreter Orientalischer Kirchen - sind eingebettet in die internationale Phase des synodalen Prozesses der katholischen Kirche. Kardinal Kurt Koch, Präsident der vatikanischen Ökumene-Behörde, betonte, die Kirche wolle auf die synodalen Erfahrungen der syrischen Tradition hören und sich bereichern lassen. Gerade die Assyrische Kirche könnte für die Ökumene eine einzigartige Rolle spielen: Die Trennung von den Assyrern sei die längste Trennung in der Kirchengeschichte und könnte als erste gelöst werden, zitierte er den Papst. Die Assyrische Kirche war bereits nach dem Konzil von Ephesus (431) eigene Wege gegangen - vor den Kopten oder Armeniern.
Auch der Generalsekretär der Bischofssynode, Kardinal Mario Grech, unterstrich vor der Konferenz in der Papst-Universität Angelicum die Wechselbeziehung von Synodalität und Ökumene: "Ohne eine Einheit unter den Christen kann es keine vollständige Synodalität geben." In beiden Prozessen könne man Fortschritte nicht ohne die anderen erreichen.
Synodalität in der Kirche des Ostens
Als Hauptredner hatte die auf den christlichen Ost-West-Dialog spezialisierte Pro-Oriente-Stiftung den neuen Assyrischen Katholikos-Patriarchen Mar Awa III. geladen. Während die Ostkirchen das Konzept der Synodalität längst praktizierten, habe die katholische Kirche erst mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil den "synodalen Charakter der Kirche wiederentdeckt". 1963 seien dort "sichtbare Verschiebungen im jahrtausendealten Rollenverständnis der katholischen Kirche gegenüber dem Papst" deutlich geworden. Dazu habe sicher auch die Anwesenheit vieler nicht-katholischer Beobachter beigetragen.
Der Patriarch sprach über die Theologie der Synodalität in der Kirche des Ostens. Seinen Primat kann er nur in Gemeinschaft mit dem Heiligen Synod, der Versammlung der Bischöfe, ausüben. Er kann also deutlich weniger Entscheidungen allein treffen als der römische Papst.
Neuausrichtung des Papsttums
Aufmerksam ging der Patriarch auf die Entwicklungen in der katholischen Kirche ein: Nach der Öffnung des Konzils habe Johannes Paul II. 1995 in der Enzyklika "Ut unum sint" die nicht-katholischen Partner dazu eingeladen, gemeinsam mit Rom über die Rolle des Primats nachzudenken und eine auch für andere Kirchen akzeptable Form des Papstamts zu suchen. Papst Franziskus plädiere nun für eine "Neuausrichtung des Papsttums". Mar Awa III. äußerte die Hoffnung, dass in diesem Prozess "ein besseres Verständnis - oder vielleicht eine Neu-Definition? - des päpstlichen Universal-Primats" möglich werde.
Dies dürfte zweifellos "eine lange Reise" mit viel theologischer Reflexion werden. "Aber ich glaube, dass die östlichen nicht-katholischen Kirchen bei dieser Neu-Definition eine unverzichtbare Rolle spielen müssen" - um das westliche Kirchenverständnis synodal für die Kirche des dritten Jahrtausends umzugestalten.