Vatikan präsentiert Sozialprojekt bei Architektur-Biennale

Nachhaltigkeit und Umweltschutz im Fokus

Mit seinem Kunstprojekt im Frauengefängnis hat der Vatikan bei der Biennale 2024 für Aufsehen gesorgt. In diesem Jahr steht in Venedig die Architektur im Zentrum. Auch diesmal mit einem besonderen Beitrag des Vatikans.

Kunstprojekt im Frauengefängnis bei der Biennale 2024 / © Clara Engelien (KNA)
Kunstprojekt im Frauengefängnis bei der Biennale 2024 / © Clara Engelien ( (Link ist extern)KNA )

Umweltschutz und kollektive Weisheit statt Verschwendung und Einsamkeit: Mit einem Kunst- und Sozialprojekt im Komplex Santa Maria Ausiliatrice beteiligt sich der Vatikan an der Architektur-Biennale (10. Mai bis 23. November) in Venedig. Unter dem Titel "Opera Aperta" solle das frühere Kirchengelände zum offenen Ort der Begegnung zwischen Kunstschaffenden, Besuchern und der Stadtbevölkerung werden, sagte Kardinal Jose Tolentino de Mendonca am Mittwoch vor Journalisten im Vatikan.

Dabei wolle man auch die wachsende Einsamkeit in der Gesellschaft bekämpfen und die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz betonen, wie sie Papst Franziskus in der Umweltenzyklika "Laudato si" von 2015 formulierte, so der Präfekt der Vatikanbehörde für Kultur und Bildung. "Der Papst inspiriert die Kirche weiterhin von Grund auf, und dieser Pavillon ist der lebende Beweis, wie sein Wort wirkt", sagte Mendonca zur Frage nach dem Einfluss des derzeit erkrankten Kirchenoberhaupts auf das Projekt.

Kirche als Ort für kulturelle Aktivitäten

Die 19. Internationale Architektur-Biennale 2025 unter dem Motto "Intelligens. Natural. Artificial. Collective" wird kuratiert von dem italienischen Architekten Carlo Ratti. Die Stadt Venedig hat dem Heiligen Stuhl das Gebäude im Stadtteil Castello, zwischen "Giardini" und "Arsenale" der Biennale, für kulturelle Aktivitäten bis 2028 überlassen, so der Vatikan.

Die ehemaligen Kirchenräume werden im Rahmen des Projekts auch restauriert, sagte die spanische Architektin Marina Otero Verzier, zusammen mit der Venezianerin Giovanna Zabotti Kuratorin des Vatikan-Pavillons. Dabei liege der Fokus im Sinne der Nachhaltigkeit auf "Reparieren" statt erneuern und dem Schlagwort "Care and repair":

Es gehe um Respekt für bestehende Materialien und die Leistung von Künstlern und Architekten früherer Generationen, so die Expertin für "Social Design".

Gemeinschaftsküche zum Plaudern

"Wir wollen dem Gebäude und der Umgebung neues Leben verleihen", erklärte Otero Verzier. "Es wird eine Plattform für Dialog und frische Ideen der Menschen vor Ort." Dazu soll auch eine Gemeinschaftsküche beitragen, die zweimal pro Woche für Biennale-Besucher und Anwohner als Raum für Austausch bei gemeinsamem Essen öffnet. Das Konservatorium "Benedetto Marcello" bietet Musikern Proberäume und Instrumente, die stundenweise reserviert werden können.

Im vergangenen Jahr hatte sich der Vatikan mit einem Kunstprojekt im Frauengefängnis Giudecca an der 60. Kunst-Biennale beteiligt. Die ungewöhnliche Aktion, bei der Gefangene durch die Ausstellung führten, lockte 20.000 Besucher an. Im April 2024 hatte Franziskus als erster Papst überhaupt die Biennale besucht.

Biennale di Venezia

Die Biennale di Venezia gehört seit fast 130 Jahren zu den bedeutendsten Kultureinrichtungen der Welt. 2022 haben mehr als 800.000 Menschen die Kunstaustellung besucht. 1895 wurde die erste internationale Kunstausstellung veranstaltet. In den 1930er Jahren kamen weitere Festivals mit den Themenschwerpunkten Musik, Film und Theater hinzu. Die Internationalen Filmfestspiele von Venedig gelten als die ersten ihrer Art weltweit. 1980 fand zum erste Mal Architekturbiennale statt. 1999 wurde zum ersten mal auch Tanz gezeigt.

Roter Teppich in Venedig / © ChiccoDodiFC (shutterstock)