Der frühere Erzbischof von Bordeaux und Ex-Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz hatte sich am Wochenende wegen "verwerflichen Verhaltens" gegenüber einer 14-Jährigen vor 35 Jahren selbst bei der Bischofskonferenz angezeigt.
Die Bischöfe hatten den Fall bei der Generalstaatsanwaltschaft und der zuständigen vatikanischen Glaubensbehörde angezeigt. Insgesamt werden oder wurden nach Angaben der Konferenz bereits elf pensionierte oder noch aktive französische Bischöfe von staatlichen oder kirchlichen Stellen untersucht.
"Zeit in Rückzug und Gebet" verbringen
In einer vom Episkopatsvorsitzenden, Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort, verlesenen Erklärung teilte Kardinal Ricard mit:
"Vor 35 Jahren habe ich mich als Pfarrer gegenüber einem 14-jährigen Mädchen verwerflich verhalten." Dies habe bei ihr "schwere und dauerhafte Folgen" hinterlassen. Er habe mit der Frau darüber gesprochen und "sie um Vergebung gebeten". Ricard erklärte weiter, er habe sich entschlossen, nicht länger zu schweigen und sich der staatlichen und kirchlichen Justiz zu stellen. Zudem wolle er nun eine "Zeit in Rückzug und Gebet" verbringen.
Ansehen der Bischöfe hat in Frankreich stark gelitten
Ricard ist einer von sechs französischen Kardinälen. Seit 2001 leitete er das Erzbistum Bordeaux im Südwesten des Landes; zudem war er von 2001 bis 2007 Vorsitzender der Bischofskonferenz. 2019 nahm Papst Franziskus seinen altersbedingten Amtsverzicht als Erzbischof von Bordeaux an.
Das öffentliche Ansehen und Wort der Bischöfe in Frankreich hat durch Enthüllungen um sexuellen Missbrauch oder den Umgang damit stark gelitten. Erst vor einigen Wochen war bekannt geworden, dass der frühere Bischof von Creteil, Michel Santier, wegen Machtmissbrauchs zu sexuellen Zwecken bereits vor mehr als einem Jahr vom Vatikan mit Strafmaßnahmen belegt wurde. Scharf kritisierte wurde von der Öffentlichkeit in diesem Zusammenhang auch, dass weder die Kirchenleitung noch der Bischof selbst damals über den Vorgang informierten.