Im Gespräch mit der italienischen Zeitung "La Repubblica" (Montag) kritisierte der aus Litauen stammende Diplomat den Fragesteller des Schweizer Papstinterviews, der das Bild von der Weißen Flagge gebraucht hatte.
"Warum geht er vom Opfer, vom Angegriffenen aus? Was für eine Frage ist denn das?", so der Vatikandiplomat zu dem am Samstag teilweise bekannt gewordenen Interview des Schweizer Fernsehens RSI.
Der Papst habe dann das Bild aufgegriffen und in seiner Antwort präzisiert, dass "Verhandeln niemals eine Kapitulation ist", erklärt Kulbokas. Wenn der Interviewer den Papst nach Russland gefragt hätte, wäre die Antwort gewesen: "Du sollst nicht töten und keine Soldaten, Raketen und Drohnen in die Ukraine schicken!"
Mögliche Verhandlungen werden auch in der Ukraine diskutiert
Der Diplomat führte aus, das von Papst Franziskus eingebrachte Thema möglicher Verhandlungen werde auch in der ukrainischen Politik und Gesellschaft diskutiert. In der Ukraine werde gefragt, welche Alternative zu mehr Opfern führt.
Die Ukrainer wüssten aus ihrer Geschichte, was eine Unterwerfung kostet. Dazu zählten die persönlichen Leiden, aber auch die kollektive Katastrophe der von Josef Stalin geförderten Hungerkrise von 1932/33, dem Holodomor.
Deshalb frage man in der Ukraine: "Sterben mehr Menschen, wenn wir uns dem Unterdrücker entgegenstellen - oder sterben mehr, wenn wir zu einer Übereinkunft kommen? Und wenn ja, was für eine Übereinkunft wäre das? Eine Unterwerfung darf es nicht sein."
Die Einladung zum Dialog gehöre zum Auftrag des Heiligen Stuhls. "Wir laden ein zu Öffnung und Dialog unter den Völkern; diesen Aspekt wollte der Papst unterstreichen", so Kulbokas. Dialog sei ein Mittel, um selbst größte Hindernisse zu überwinden.