Das Strafgericht im Vatikan wird nicht über einen Blogger verhandeln, dem von einem Privatmann Beleidigung des Papstes und Geheimnisverrat vorgeworfen wurde. Der Vorsitzende Richter Giuseppe Pignatone erklärte das Gericht in einer kurzen Verhandlung am Freitagnachmittag für nicht zuständig. Entsprechende Presseberichte bestätigte das vatikanische Presseamt am Samstag auf Anfrage.
"Keine Kompetenz"
Demnach dauerte der Vorgang weniger als eine halbe Stunde. Pignatone erklärte, das Vatikangericht habe keine Kompetenz, über den Fall zu entscheiden. Vorausgegangen war eine Anzeige gegen den Blogger Marco Felipe Perfetti, der beim vatikankritischen konservativen Portal "Silere non possum" tätig ist.
Wie das Portal am Samstag berichtete, hatte der italienische Unternehmer Angelo Chiorazzo die Anzeige erstattet. Der Mann habe zugleich auch den Ehrenrang eines "Päpstlichen Kammerherren", weshalb zunächst eine Zuständigkeit des Vatikangerichts vermutet worden war.
Vorbereitung für den Weltkindertag
Der Unternehmer ist laut Presseberichten an der Vorbereitung des von Papst Franziskus gewollten ersten "Weltkindertages" in Rom beteiligt und war deswegen Zielscheibe von Recherchen und Berichten des Blogs gewesen. Das für den 25. und 26. Mai dieses Jahres geplante Großereignis gilt als eine Art Generalprobe für das Heilige Jahr 2025.
Es könnte mehrere hunderttausend Kinder aus aller Welt nach Rom bringen, wo sie unter anderem Papst Franziskus begegnen sollen. Chiorazzo hatte sich unlängst erfolglos darum bemüht, als Kandidat eines Mitte-Links-Bündnisses für die Wahlen in der süditalienischen Region Basilicata am 21. und 22. April anzutreten.