Papst eröffnet Vatikan-Gerichtsjahr mit Appell an Ermittler

"Gerechtigkeit ist ein Akt der Nächstenliebe"

Papst Franziskus hat das Gerichtsjahr im Vatikan eröffnet und dabei gefordert, die Korrupten zu verunsichern und bei der Wahrheitsfindung bis zum Äußersten gehen. Immer wieder haben die Vatikan-Justiz mit spektakulären Fällen zu tun.

Papst Franziskus eröffnet Vatikan-Gerichtsjahr / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus eröffnet Vatikan-Gerichtsjahr / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Papst Franziskus hat am Samstag das Gerichtsjahr im Vatikan eröffnet. Dabei rief er die Mitarbeiter des Tribunals zu persönlichem Mut auf. Denn dieser verunsichere die Korrupten, so der Papst in seiner Rede. Aufgrund seiner aktuellen Atemwegserkrankung ließ Franziskus die Ansprache von einem Mitarbeiter verlesen. "Ohne diesen gesunden Mut läuft man Gefahr, der Resignation nachzugeben und am Ende viele kleine und große Missstände zu übersehen", warnte das Kirchenoberhaupt in dem Text.

Mut für ordentliche Verfahren

Besonders als Mitarbeiter der Justiz brauche es zudem Mut, "um bei der strengen Ermittlung der Wahrheit bis zum Äußersten zu gehen und dabei nicht zu vergessen, dass Gerechtigkeit zu üben immer ein Akt der Nächstenliebe ist", so die Rede weiter. Dies gelte auch, wenn ein besonders schwerwiegendes und skandalöses Verhalten zutage trete und sanktioniert werden müsse - umso mehr, wenn es innerhalb der christlichen Gemeinschaft geschehe.

Man brauche Mut, wenn man sich für ein ordentliches Verfahren ein- und der Kritik aussetze. Die Stärke der Institutionen und die Festigkeit der Rechtsprechung zeigten sich in der Abgeklärtheit des Urteils, der Unabhängigkeit und der Unparteilichkeit derjenigen, die in den verschiedenen Stadien des Prozesses zum Urteil berufen seien.

Zuletzt Mitte Dezember war das Gericht der Vatikanstadt Gegenstand internationaler Berichterstattung. Vor knapp drei Monaten endete dort ein historischer Finanzprozess mit zehn Angeklagten. Erstmals in der Kirchengeschichte war dabei ein Kardinal in einer Strafsache verurteilt worden. Insgesamt habe man 2023 knapp doppelt so viele Fälle behandelt, wie im Jahr zuvor, so Vatikan-Staatsanwalt Alessandro Diddi in seiner Ansprache am Samstag.

Der Fall Becciu

Im großen Finanzprozess um fragwürdige Millionendeals ist erstmals in der Geschichte der katholischen Kirche ein Kardinal von einem Gericht im Vatikan zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Der Vatikan-Gerichtshof verhängte am Samstag gegen den italienischen Kardinal Angelo Becciu wegen seiner Verwicklungen in einen verlustreichen Immobilienskandal eine Haftstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten. Noch nie zuvor war ein Kurienkardinal von einem Vatikan-Gericht zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Beccius Anwälte kündigten an, gegen das Urteil Einspruch einzulegen.

Kardinal Angelo Becciu / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Angelo Becciu / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA