Vatikanjournalist Hagenkord über Konferenzmarathon

Bedarfsklärung für die Weltkirche

Im Vatikan diskutieren Papst Franziskus und führende Kardinäle über neue Strukturen und wie sich die Kirche stärker zur Weltkirche hinwenden kann. Im domradio.de-Interview dazu Pater Bernd Hagenkord vom Radio Vatikan.

Papst Franziskus (dpa)
Papst Franziskus / ( dpa )

domradio.de: "K9" heißt das Gremium, das aus neun Kardinälen besteht und den Papst bei der Kurienreform berät. Können Sie uns sagen, wie weit die Beratungen gekommen sind?

Pater Bernd Hagenkord SJ (Leiter der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan): Das würde ich gerne. Ich würde auch gerne genau wissen, worum es da geht. Es geht ja unter anderem auch um Radio Vatikan, aber das ist noch nicht öffentlich. Die Kardinäle beraten jetzt zum achten Mal und die Idee ist ja, dass sie wirklich offen reden können und dass es nicht sofort in der Öffentlichkeit verhandelt wird. Es geht da auch um Dinge wie Arbeitsplätze, um Strukturen, da muss man auch mal offen denken können. Deswegen ist beschlossen worden, dass das vertrauliche Beratungen sind.

domradio.de: Was erwarten Sie sich denn von der Reform der Kurie?

P. Hagenkord: Die letzte Kurienreform ist ja aus den 80ern Jahren und vieles ist damals auch nicht umgesetzt worden. Ich erwarte mir natürlich, dass das Ganze etwas besser funktioniert im Vatikan, wir haben ja durchaus unsere Probleme. In den letzten Jahren gab es ein paar Geschichten: Vatileaks, die Vatikanbank ist aufgeräumt worden. Das muss natürlich auch in die anderen Bereiche hinein durchgesetzt werden. Man muss sich die Frage stellen: was braucht die Weltkirche vom Vatikan und wie kann man das strukturell umsetzen. Das ist so ein Gesamtentwurf, der mal wieder dran ist.

domradio.de: Zusätzlich tagt auch noch der Wirtschaftsrat, am Wochenende war die Kinderschutzkommission zusammengetreten und nächstes Wochenende hat Franziskus zu einer Vollversammlung aller Kardinäle geladen. Wie hält er das überhaupt alles durch - da gibt es ja unheimlich viel zu tun für ihn, oder?

P. Hagenkord: Ja genau, und vor allen Dingen unheimlich viel Material, das zu lesen und dem zuzuhören ist. Das Ganze ist vielsprachig, von daher ist es nicht ganz einfach.

Wenn der Papst großen Wert darauf legt, dass die Weltkirche sich beteiligt - und darauf legt er ja großen Wert - dann kann man die Leute ja auch nicht die ganze Zeit durch die Welt reisen lassen. Deswegen liegen diese Versammlungen und Treffen auch so eng beieinander, dass wenn sie schon einmal unterwegs sind, dass sich das auch lohnt.

Dass der Papst das Ganze wegstecken muss, das ist richtig, aber im Prinzip will er das ja und steckt da auch sein Herzblut rein. Ich denke, es gibt ihm genau so viel Energie wie es ihm nimmt.

domradio.de: Die Vollversammlung der Kardinäle steht als nächstes vor der Tür, ein sogenanntes Konsistorium. Neue Kardinäle hat Franziskus ernannt und dabei für einige Überraschungen gesorgt. Was erwartet uns da am Wochenende?

P. Hagenkord: Uns erwartet ein Blick auf die Weltkirche. Der Papst hat Kardinäle ernannt, die glaube ich die wenigsten Leute auf der Liste hatten, auch hartgesottene Vatikanbeobachter waren ziemlich überrascht. Da gibt es einen Kardinal von einer Insel, die bald untergehen wird, es gibt einen Kardinal aus einem Bürgerkriegsgebiet in Mexiko, es gibt einen Kardinal aus Myanmar, das Land hat lange Zeit einer Diktatur getrotzt. Da kommen Kardinäle in das Kardinalskollegium, die das repräsentieren, wofür der Papst steht und von dem der Papst will, dass die Kirche sich dorthin wendet. Es ist also ein großes Stück Weltkirche, das jetzt Kardinal wird.

domradio.de: Auch ein Deutscher ist unter den neuen Kardinälen. Warum hat Franziskus Karl Joseph Rauber zum Kardinal ernannt?

P. Hagenkord: Das weiß ich nicht so genau. Ich kenne Bischof Rauber nicht wirklich, er war Vatikandiplomat, war lange Zeit in der Schweiz tätig, wo er mit dem Fall Chur beschäftigt war, zuletzt in Brüssel tätig, er ist gerade 80. Das heißt, er hat auch kein Wahlrecht mehr, das ist also ein Ehrenkardinal. Zu den genauen Gründen müsste man den Papst fragen, aber ich denke mal, das ist über die Würdigung von Bischof Rauber hinaus, sicherlich auch eine Würdigung des diplomatischen Teams des Vatikan.

Das Interview führte Verena Tröster.


Quelle:
DR