Die Vatikanzeitung "Osservatore Romano" befasst sich erneut mit der Debatte um das Papstschreiben "Amoris laetitia" zu Ehe und Familie. In seiner Mittwochsausgabe berichtet das Blatt über einen Aufsatz des argentinischen Erzbischofs Victor Manuel Fernandez: Dieser sieht in dem Papstdokument keinen Bruch mit der Kirchenlehre.
Es gehe darum, eine "neue Logik abseits von starren Schemata" zu akzeptieren, schrieb Fernandez laut "Osservatore" in einem Gastbeitrag für die Zeitschrift "Medellin", die der Lateinamerikanische Bischofsrat CELAM herausgibt. Papst Franziskus hatte in seinem Schreiben "Amoris laetitia" von 2016 eine Möglichkeit angedeutet, Katholiken, die nach einer Scheidung zivil erneut geheiratet haben, zur Kommunion zuzulassen. Dies löste innerkirchlich eine Diskussion aus.
Franziskus hält sich derweil im Hintergrund
Eine seelsorgliche Einzelfallentscheidung, die dem Gewissen der Person Rechnung trägt, könne praktische Konsequenzen für den Umgang mit Sakramenten haben, so der Erzbischof weiter. Dies stelle keinen "Bruch, sondern eine harmonische Entwicklung und eine kreative Kontinuität gemäß der Lehre vorhergehender Päpste" dar.
Der "Osservatore" veröffentlicht immer wieder Beiträge um "Amoris laetitia". Franziskus hält sich derweil im Hintergrund. Der US-Kardinal Raymond Burke wiederholte unterdessen zuletzt seine Kritik an dem Dokument und kündigte erneut eine formale Korrektur der Papstaussagen zur Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene an. Details nannte er nicht.
In Reaktion auf "Amoris laetitia" hatten Burke und drei weitere Kardinäle Franziskus einen Brief mit fünf kritischen Fragen ("Dubia") geschickt. Neben der Frage des Kommunionempfangs sahen die Kritiker - außer Burke die Kardinäle Carlo Caffarra, Walter Brandmüller und der kürzlich verstorbene Joachim Meisner - Widersprüche zwischen Franziskus und Johannes Paul II. (1978-2005) in der Beurteilung von Verhaltensweisen, die in sich schlecht und daher unter keinen Umständen zu relativieren seien.