Verabschiedung von Bruder Matthäus Werner in Düsseldorf

"Obdachlose haben mir geholfen, meinen Weg zu finden"

Sein ganzes Ordensleben widmete er den Obdachlosen: Bruder Matthäus von den Armen-Brüdern des Heiligen Franziskus. Heute wird der 74-Jährige verabschiedet. Er habe schon immer ein Faible für Ausgegrenzte gehabt, sagte er im Interview.

Ein Obdachloser schläft auf Stühlen / © Heike Lyding (epd)
Ein Obdachloser schläft auf Stühlen / © Heike Lyding ( epd )

DOMRADIO.DE: Sie persönlich haben 52 Jahre lang für Wohnungslose und Alte in Düsseldorf gearbeitet, Ihre Ordensgemeinschaft seit mehr als 85 Jahren. Dieses Engagement geht jetzt zu Ende – was ist das für ein Gefühl?

Bruder Matthäus Werner (Ordensgemeinschaft der Armen-Brüder des Heiligen Franziskus): Es ist schon ein sehr schweres Gefühl des Abschieds, es fällt mir nicht ganz leicht. Aber ich bin ganz froh, dass wir auch dieses Werk in einer eigenen Trägerschaft selbstständig weiterführen wollen und dass uns diese Umstellung gelungen ist. Dennoch bleibt ein Gefühl des Abschiedsschmerzes.

DOMRADIO.DE: Die Option für die Armen war über all die Jahre Ihr Leitbild – warum ist das Ihre Herzensangelegenheit? 

Bruder Matthäus: In dem Leitbild, sich in den Werken der Barmherzigkeit üben, drückt sich etwas total Christliches aus. Und meine Berufung in das Ordensleben war im Grunde genommen, sich für diese Armen und Ausgegrenzten einzusetzen. Ich hatte schon damals, als ich in den Orden eintrat, ein besonderes Faible für diesen Personenkreis der Obdachlosen und Wohnungslosen in Düsseldorf. Sie haben mir geholfen, meinen Weg zu finden.

DOMRADIO.DE: In einem langen Arbeitsleben gibt es ja auch immer Schattenseiten. Bei Ihnen war das so, dass die Sozialwerke der Armen Brüder des Heiligen Franziskus im Jahr 2014 ein Investment bei der Infinus AG um mehrere Millionen betrogen worden sind. Das war schlimm. Haben Sie das Gefühl, dass Sie seitdem das Vertrauen der Leute wieder zurückgewinnen konnten?

Bruder Matthäus: Ich denke, dass das geglückt ist. Und zwar durch neue Geschäftsführer und neue Mitglieder im Vorstand, die ich zum Glück gefunden habe. Und ich meine, dass wir diese Krise überwunden haben. Für mich war es aber auch ein Zeichen, dafür zu sorgen, dass diese Institution in guten Händen zukunftsfähig wird. Zukünftig werden sich diese Mitarbeiter nicht mehr als Ordensgemeinschaft der Armen Brüder titulieren, sondern "franzfreunde helfen seit 1857" und das geht unmittelbar auf unseren Ordensgründer zurück.

DOMRADIO.DE: Wir geht es denn jetzt für Sie persönlich weiter?

Bruder Matthäus: Ich muss mir jetzt etwas Neues suchen - mental. Aber ich denke, mit 74 Jahren ist es durchaus erlaubt zu sagen, jetzt ist ein Abschiedsprozess da. Ich lebe ja in unserer Ordensgemeinschaft, aber wir sind natürlich ein kleiner Konvent. Wir sind jetzt in Aachen mit vier alten Brüdern und ich werde mich um die Brüder kümmern. Die Ordensgemeinschaft hat auch Aufgaben in den USA und in Brasilien.

Ich bin auch noch in dieser Leitungsfunktion für die Gesamtordensgemeinschaft tätig. Das ist jetzt meine Hauptaufgabe, für die Brüder, die noch da sind zu sorgen. Ich werde im Juli auch nach Brasilien fliegen, wo noch ein paar jüngere Brüder leben.

Das Interview führte Milena Furman.


Bruder Matthäus Werner / © Armen-Brüder des Heiligen Franziskus (ABdHF)
Bruder Matthäus Werner / © Armen-Brüder des Heiligen Franziskus ( ABdHF )
Quelle:
DR