Veranstalter: Protestantentreffen hat Dialog zwischen Christen und Muslimen gefördert

"Kirchentag gegen Angst und Unsicherheit"

Kurz vor Abschluss des 36. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Berlin und Wittenberg ziehen die Veranstalter eine positive Bilanz: In einer aus den Fugen geratenen Welt habe das Protestantentreffen ein Zeichen für die Vernunft gesetzt.

Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au / © Maurizio Gambarini (dpa)
Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au / © Maurizio Gambarini ( dpa )

Der evangelische Kirchentag in Berlin und Wittenberg war nach Ansicht der Veranstalter ein Zeichen gegen Unsicherheit und Angst. Das am Sonntag zu Ende gehende Protestantentreffen habe ein Gesprächsforum für unterschiedliche Weltanschauungen, Religionen und politische Meinungen sein wollen, sagte Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au am Samstag in Berlin. Dieser Anspruch sei aufgegangen.

"Wir sind froh und dankbar, dass wir einen friedlichen Kirchentag erleben durften", fügte die Kirchentagspräsidentin hinzu. Es habe angemessene Sicherheitsvorkehrungen gegeben, "aber wir haben uns nicht hinter Mauern zurückgezogen". In den Veranstaltungen sei auch Anspannung zu spüren gewesen, räumte sie ein. Aber "auch große Gelassenheit, Vertrauen, ja im besten Sinne Gottesvertrauen". Das habe auch in die ganze Stadt Berlin ausgestrahlt.

Ein Tag zum Bücken bauen

Der Kirchentag in Berlin und Wittenberg habe Brücken zwischen Christen und Muslimen gebaut, hieß es weiter. "Der Besuch des Groß-Scheichs Ahmad al-Tayyeb war ein hoffnungsvolles Zeichen, ein Erfolg und Fortschritt im christlich-muslimischen Dialog. Religionen können sich in der globalisierten Welt nicht länger aus dem Weg gehen", erklärte Aus der Au.

"Wir wissen aber zu wenig voneinander, was pauschalen Verdächtigungen und Unterstellungen Vorschub leistet", erklärte die Schweizer Theologieprofessorin Aus der Au. Daher unterstütze der Kirchentag die Idee, "an einem Tag um 12 Uhr europaweit eine Botschaft des Friedens zu senden, durch gleichzeitiges Glockenläuten und den Ruf des Muezzins".

Dialog fördern

Kirchentags-Generalsekretärin Ellen Ueberschär sagte, der 36.
Deutsche Evangelische Kirchentag habe gleichzeitig den Dialog unter den Muslimen gefördert: "In verschiedenen Foren entzündeten sich innermuslimische Debatten." Das sei ein Zeichen für den Erfolg des Kirchentagkonzeptes, einen offenen Raum der Debatte zu schaffen, indem der vernünftige Austausch von Argumenten möglich ist.

Der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge sagte, überhaupt habe der Kirchentag das Gespräch mit denen gesucht und geführt, die einer anderen oder gar keiner Religion angehören. Das Protestantentreffen habe gezeigt, "dass es für die großen Herausforderungen in unserer Gesellschaft keine einfachen Lösungen gibt".

Noch freie Plätze bei Abschlussgottesdienst

Auf dem Abschluss- und Festgottesdienst des Kirchentages in Wittenberg seien noch Plätze frei, sagte Kirchentags-Geschäftsführer Constantin Knall. Weiterhin werde am Sonntag mit bis zu 100.000 Besuchern gerechnet. Alleine in Berlin seien 10.000 Zugtickets verkauft worden. Weitere 40.000 Menschen würden mit der Bahn aus anderen Städten in die Lutherstadt reisen. Man rechne mit "optimalen klimatischen Bedingungen", sagte er angesichts des vorhergesagten Sommerwetters mit Temperaturen von bis zu 30 Grad Celsius. Zur "Nacht der Lichter" in Wittenberg würden 10.000 Gäste erwartet.

Knall dankte den rund 5.000 Helfern, darunter vor allem den Pfadfindern, für den reibungsvollen und friedlichen Ablauf des Kirchentages. Dazu hätten auch Landes- und Bundespolizei, die Berliner Behörden, die Feuerwehr, Sanitätsdienste und viele andere beigetragen. Am Kirchentag nahmen den Angaben zufolge rund 106.000 Dauerteilnehmer sowie etwa 30.000 Tagesteilnehmer teil.


Quelle:
epd