Verbände loben und kritisieren 49 Euro Deutschlandticket

Nicht alle profitieren

Unmittelbar vor Einführung des Deutschlandtickets an diesem Montag haben Verbände ihre Kritik erneuert, dass die Fahrkarte nicht für alle Menschen erschwinglich und nutzbar ist. Es sei nur ein Teil der Lösung, meint etwa die Caritas.

Intercity Express der Deutschen Bahn  / © Soeren Stache (dpa)
Intercity Express der Deutschen Bahn / © Soeren Stache ( dpa )

Das 49 Euro teure Deutschlandticket sei zwar ein "Riesenschritt auf dem Weg zur dringend notwendigen Mobilitätswende", erklärte die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa, am Sonntag in Berlin. Allerdings sei die Fahrkarte ohne eine soziale Staffelung für Menschen mit wenig Einkommen zu teuer.

Eva Maria Welskop-Deffaa, Caritaspräsidentin / © Philipp von Ditfurth (dpa)
Eva Maria Welskop-Deffaa, Caritaspräsidentin / © Philipp von Ditfurth ( dpa )

"Die Bundesländer stehen in der Verantwortung, günstige Sozialtickets auf den Weg zu bringen", so Welskop-Deffaa. "Und wir brauchen mehr Betriebe, die das Deutschlandticket als Jobticket für ihre Beschäftigten vergünstigt anbieten."

"Nur ein Teil der Lösung"

Darüber hinaus sei der Nahverkehr auf dem Land noch zu lückenhaft. "Ziel muss sein, dass so viele Menschen wie möglich im Alltag ohne Auto auskommen, auch wenn sie sich keine Wohnung in bester Innenstadtlage leisten können - und da ist das Deutschlandticket nur ein Teil der Lösung", betonte die Caritas-Präsidentin. Dies werde nur funktionieren, wenn es auch eine gute und verlässliche Infrastruktur für den Nahverkehr gebe.

"Ganz im Sinne unserer Kampagne 'Für Klimaschutz, der allen nutzt' werden wir uns auch dafür einsetzen, dass das Deutschlandticket kein Zwei-Jahres-Testballon bleibt", versicherte Welskop-Deffaa.

"Umsetzung bleibt Flickenteppich"

Verena Bentele / © Kay Nietfeld (dpa)
Verena Bentele / © Kay Nietfeld ( dpa )

Ähnlich äußerte sich auch der Sozialverband VdK. Präsidentin Verena Bentele erklärte in Berlin, dass der Verband zahlreiche Rückmeldungen erhalte. Darin ärgerten sich Menschen, weil sie das Ticket weder als Chipkarte noch als Ausdruck nutzen könnten. Viele Verkehrsverbünde verkauften es nur als digitales Ticket über das Smartphone. "Viele alte und arme Menschen in Deutschland besitzen aber kein Smartphone." Sie fühlten sich ausgeschlossen und zunehmend an den Rand gedrängt.

Der Sozialverband habe von Anfang an angemahnt, dass das Ticket barrierefrei für alle zugänglich sein müsse, betonte Bentele. "Eine einfache und pragmatische Lösung wären Papiertickets mit aufgedrucktem QR-Code. Dies hatte auch die Bundesregierung als Übergangslösung angekündigt, was aber nicht alle Verkehrsverbünde zur Verfügung stellen. Die Umsetzung des Deutschlandtickets bleibt ein Flickenteppich."

Caritas Deutschland

Der Deutsche Caritasverband (DCV) ist der größte Wohlfahrtsverband Europas. Die Dachorganisation katholischer Sozialeinrichtungen setzt sich für Menschen in Not ein. Mit rund 690.000 hauptamtlichen Mitarbeitern - 80 Prozent sind Frauen - ist die Caritas zudem der größte private Arbeitgeber in Deutschland. Der Begriff "caritas" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Nächstenliebe. Sitz des 1897 gegründeten Verbands ist Freiburg. Wichtige Bedeutung haben die Büros in Berlin und Brüssel.

Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus (KNA)
Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus ( KNA )
Quelle:
KNA