Der Regensburger Rechtsanwalt Ulrich Weber untersucht seit diesem Freitag als unabhängiger Ermittler Fälle von sexueller Gewalt im Bistum Mainz seit 1945. Weber wurde vom Bistum mit einem auf zwei Jahre angesetzten "unabhängigen Aufklärungsprojekt" beauftragt.
Ziel sei es, bislang "verborgenes Wissen" über entsprechende Fälle "ans Licht zu bringen und auszuwerten", sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am Freitag bei der Vorstellung des Projekts mit dem Titel "Erfahren. Verstehen. Vorsorgen." Weihbischof Udo Markus Bentz ergänzte, es gehe darum, "Wissen zu heben" und aus diesen Erkenntnissen heraus Vorsorge zu treffen.
Erkenntnisse aus Gesprächen, Akten und Unterlagen
Weber hatte mit seinem Team bereits die Übergriffe beim Chor der Regensburger Domspatzen untersucht. Der Rechtsanwalt sagte, er sei in den seit Ende April mit dem Bistum Mainz geführten Vorgesprächen zu der Überzeugung gelangt, "dass ich ihm Rahmen des nun geschlossenen Vertrages unabhängig arbeiten kann".
Er werde "nach ausführlichen Gesprächen mit möglichst vielen aussagewilligen Beteiligten und intensivem Studium aller verfügbaren Akten und Unterlagen aus den Jahren 1945 bis heute" am Ende einen anonymisierten Abschlussbericht vorlegen.
Bischof Kohlgraf betonte: "Seit Beginn meiner Amtszeit im September 2017 wurden mir gegenüber immer wieder Hinweise auf Taten sexueller Gewalt in der Vergangenheit geäußert." Auch in den Gesprächen mit Betroffenen, die er in den vergangenen Monaten geführt habe, "haben mir die Gesprächspartner mehrfach signalisiert, dass sie von weiteren, dem Bistum bislang noch nicht bekannten Taten und auch Betroffenen wissen."
Es sei deshalb notwendig, Taten sexueller Gewalt umfassend aufzuklären. Ehrliche Aufklärung brauche "zusätzlich zu allen internen Bemühungen den Blick von außen", betonte Kohlgraf mit Blick auf den externen Ermittler Weber.