Verkauf von Marienthaler Psalter weiter über Kunsthändler

Tragfähige finanzielle Basis schaffen

Das Zisterzienserinnenkloster Sankt Marienthal braucht Geld. Und es hält beim geplanten Verkauf des Marienthaler Psalters und weiterer mittelalterlicher Bücher an der Kooperation mit dem Handschriftenhändler Jörn Günther fest.

Äbtissin Elisabeth Vaterodt / © Martin Jehnichen (KNA)
Äbtissin Elisabeth Vaterodt / © Martin Jehnichen ( KNA )

"Ich sehe überhaupt keine Veranlassung, die Zusammenarbeit, die vertraglich geregelt ist, zu beenden", sagte die Äbtissin Elisabeth Vaterodt in einem am Dienstag veröffentlichten Interview des Portals katholisch.de. Zugleich betonte sie: "Auch das Land Sachsen kann selbstverständlich ein neues Angebot für die Handschriften abgeben."

Proteste gegen Verkauf

Gegen einen Verkauf vor allem des Marienthaler Psalters, einer reich illustrierten Handschrift vom Beginn des 13. Jahrhunderts, auf dem internationalen Kunstmarkt hatten Historiker in den Sozialen Medien mit der Begründung protestiert, es handle sich um ein Werk von europäischem Rang.

Auch aus Sicht von Sachsens Kulturministerium wäre es ein "unersetzbarer Verlust", wenn vor allem der Psalter ins Ausland oder in Privatbesitz käme und dort nicht mehr öffentlich zugänglich wäre. Mit dem Erlös des Verkaufs will das Kloster einen drohenden finanziellen Ruin vermeiden.

Kloster Marienthal in Sachsen / © AMB (shutterstock)

Bislang habe der Freistaat Sachsen für alle zum Verkauf stehenden Handschriften insgesamt 1,2 Millionen Euro angeboten, gab die Äbtissin bekannt: "Das ist dem Ernst der Sache nicht gerecht geworden." Sie betonte, es wäre schön, wenn die Handschriften in Sachsen oder im Kloster verbleiben würden.

Tragfähige finanzielle Basis für das Kloster schaffen

"Im Augenblick ist ein Verkauf auf dem internationalen Kunstmarkt aber der einzige Weg, um überhaupt wieder eine tragfähige finanzielle Basis für das Kloster zu schaffen", so Elisabeth Vaterodt. Sie äußerte die Hoffnung, dass die Marienthaler Zisterzienserinnen "mit dem Land Sachsen noch eine Lösung für die Kunstwerke finden würden - aber der weitere Prozess läuft jetzt auf jeden Fall über den Kunsthändler".

Nach Angaben der Äbtissin ist wegen der finanziellen Notlage die Existenz des seit 1234 ununterbrochen bestehenden Klosters bedroht.

Kloster St. Marienthal in Ostritz / © Nils Holgerson (dpa)
Kloster St. Marienthal in Ostritz / © Nils Holgerson ( dpa )

So hätten die Restaurierungsmaßnahmen nach dem Neiße-Hochwasser von 2010 trotz staatlicher Förderung dazu geführt, dass das Kloster fünf Millionen Euro selbst aufbringen musste. Überdies habe die Corona-Pandemie zu weitgehenden Einnahmeausfällen geführt. Zur Deckung dieser Kosten und zur Abgeltung von Krediten seien bereits die "Altersrücklagen" der derzeit acht, meist alten Schwestern des Konvents verwendet worden, so die Äbtissin.

Hintergrund: Kloster Sankt Marienthal

Sankt Marienthal ist Deutschlands ältestes Zisterzienserinnenkloster mit ununterbrochener Tradition. Es liegt rund 20 Kilometer südlich von Görlitz bei Ostritz am Ufer der Neiße, dem Grenzfluss zu Polen.

Kloster Sankt Marienthal in Sachsen / © haraldmuc (shutterstock)
Kloster Sankt Marienthal in Sachsen / © haraldmuc ( shutterstock )
Quelle:
KNA