In einer am Freitag veröffentlichten YouGov-Umfrage aus dieser Woche stimmten 82 Prozent der rund 2.000 Befragten der Aussage zu: "Die Katholische Kirche in Deutschland hat in den letzten Monaten an Glaubwürdigkeit verloren." 8 Prozent widersprachen, 11 Prozent waren unentschieden oder machten keine Angaben. Zugleich bezeichneten 78 Prozent den Zölibat, also die Pflicht zur Ehelosigkeit für Priester, als "weltfremd".
28 Prozent der 835 Befragten, die aktuell Mitglied der katholischen oder evangelischen Kirche sind, gaben an, derzeit einen Austritt in Betracht zu ziehen. Männer (35 Prozent) trafen diese Aussage häufiger als Frauen (23 Prozent). Nach Alter sortiert, denken in der Gruppe der 25- bis 34-Jährigen die meisten (40 Prozent) über einen Kirchenaustritt nach, bei den über 55-Jährigen die wenigsten (18 Prozent).
Umgang mit Missbrauch als häufigster Austrittsgrund
Bei der Frage nach Gründen für einen möglichen Kirchenaustritt nannten die befragten Kirchenmitglieder am häufigsten (39 Prozent) den ihrer Meinung nach intransparenten Umgang mit Missbrauchsvorwürfen. Danach folgten "bestimmte kirchliche Moral- und Gesellschaftsvorstellungen" (38), Kirchensteuern (31), "Verschwendungssucht einzelner kirchlicher Amtsträger" (30), gefolgt von "Ich nutze keine kirchlichen Angebote" und "Ich glaube nicht (mehr) an die Kirche als Institution" (je 27). Knapp ein Viertel (23 Prozent) gab an, es gebe für sie "keine Gründe, aus der Kirche auszutreten".
Anders antworteten die 211 Befragten, die innerhalb der letzten 10 Jahre aus der Kirche ausgetreten sind: Knapp zwei Drittel (64 Prozent) von ihnen gaben Kirchensteuern als Grund für den Austritt an. Die Hälfte (49 Prozent) sagte, sie "brauche keine Religionszugehörigkeit, um gläubig zu sein", und 47 Prozent nannten bestimmte kirchliche Moral- und Gesellschaftsvorstellungen. 45 Prozent gaben an, keine kirchlichen Angebote zu nutzen, und 43 Prozent, sie glaubten nicht (mehr) an die Kirche als Institution.
Auf die Frage, ob sie sich - unabhängig von der Kirchenmitgliedschaft - als spirituelle Menschen bezeichnen, antworteten 37 Prozent mit ja, 58 Prozent mit nein. Dabei sagten deutlich mehr Frauen (45 Prozent) als Männer (28 Prozent), sie seien spirituelle Menschen.