Verschiebung des Weihnachtsfestes ist für Bischof historisch

"Zusammen mit der ganzen Welt feiern"

Russlands Krieg gegen die Ukraine bringt auch den Feiertagskalender durcheinander: Erstmals rückt die griechisch-katholische Kirche vom angestammten Weihnachtstermin ab – als Zeichen des Protests gegenüber Moskau.

Symbolbild Orthodoxer Priester / © Mila Drumeva (shutterstock)
Symbolbild Orthodoxer Priester / © Mila Drumeva ( shutterstock )

Die griechisch-katholische Kirche in der Ukraine feiert Weihnachten in diesem Jahr erstmals am 25. Dezember statt am 7.Januar. Dieser Schritt sei von "historischer Bedeutung", sagte der Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk nach Angaben der mit Rom verbundenen Kirche (Freitag). Nun feiere man Weihnachten "zusammen mit der ganzen Welt".

Swjatoslaw Schewtschuk / © Paul Haring/CNS photo (KNA)
Swjatoslaw Schewtschuk / © Paul Haring/CNS photo ( KNA )

Gemeinsame Termine 

Eine Bischofsversammlung hatte im Februar entschieden, zu Beginn des neuen Kirchenjahres am 1. September den auf den römischen Machthaber Julius Caesar zurückgehenden Julianischen Kalender durch den sogenannten Neujulianischen Kalender zu ersetzen. 

Damit begeht die Kirche die unbeweglichen Feste wie Weihnachten und Nikolaus nun stets gemeinsam mit den römisch-katholischen und protestantischen Christen. Das gilt jedoch nicht für Ostern und Pfingsten, die weder in Ost- noch Westkirche an einen festen Kalendertag gebunden sind und nur gelegentliche Übereinstimmungen bringen.

Übergangszeit eingeräumt

Bei der Entscheidung für die Umstellung auf den neuen Kalender habe man versucht, "vorsichtig und klug vorzugehen, damit diese Reform nicht zu weiteren Spaltungen und Konflikten führt", so Schewtschuk. "Hätten wir diese Reform sechs Monate früher durchgeführt, wäre es zu Missverständnissen und Spaltungen gekommen. Hätten wir es sechs Monate später getan, wäre es zu spät gewesen." 

Kirchengemeinden, die nicht bereit seien, den neuen Kalender sofort zu akzeptieren, werde eine Übergangszeit eingeräumt. Doch nur eine einzige Gemeinde in der Ukraine hat laut dem Kirchenoberhaupt um die Erlaubnis gebeten, sich vorerst weiter an den alten Kalender halten zu dürfen. Sie liege in der Region Charkiw.

Absage an das "russische Erbe"

Das ukrainische Parlament hatte im Juli den gesetzlichen Feiertag am 7. Januar abgeschafft. Die Änderung des Feiertagsgesetzes gilt als klare Absage an das "russische Erbe", Weihnachten 13 Tage später als im Westen zu feiern. Der 25. Dezember ist in der Ukraine bereits seit 2017 ein arbeitsfreier Feiertag.

Wladimir Putin und Kyrill I. / © Oleg Varov/Russian Orthodox Church Press Service (dpa)
Wladimir Putin und Kyrill I. / © Oleg Varov/Russian Orthodox Church Press Service ( dpa )

Wie die griechisch-katholische Kirche führte auch die laut Umfragen populärste Konfession des Landes, die Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU), den Neujulianischen Kalender ein. Die bis Mai 2022 offiziell mit dem Moskauer Patriarchat verbundene Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK) feiert Weihnachten dagegen wie die russisch-orthodoxe Kirche weiter am 7. Januar.

Abgrenzung

Hintergrund der Kalenderreform: In der Ukraine ist das Entsetzen und die Empörung groß, dass die russisch-orthodoxe Kirche unter Leitung des Moskauer Patriarchen Kyrill I. Russlands Angriff gegen das Land unterstützt. Viele wollen sich deshalb von dieser Kirche abgrenzen – auch dadurch, dass sie an einem anderen Tag Weihnachten feiern.

Orthodoxe Kirchen in der Ukraine

Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats und der autokephalen (eigenständigen) "Orthodoxen Kirche der Ukraine".

Orthodoxe Kirche der Ukraine / © Sergey Korovayny (KNA)
Orthodoxe Kirche der Ukraine / © Sergey Korovayny ( KNA )
Quelle:
KNA