KNA: Dom Josef, warum schweigen die Trappisten?
Dom Josef: Das Schweigen gehört zur Regel des heiligen Benedikt. Es ist der Versuch, frei zu sein, mit Gott zu sprechen, und freier zu sein, auf seine Stimme zu hören.
KNA: Passiert es mitunter, dass Sie oder einer Ihrer Brüder in Mariawald unter dem Schweigen leidet oder es als Leere empfindet?
Dom Josef: Natürlich gibt es wie bei wohl jedem Christen Zeiten der "Trockenheit", Zeiten des Empfindens der eigenen Unfähigkeit. Und dann bleibt nichts anderes, als Gott diese Leere anzubieten und das Leiden an dieser Situation Gott zu übergeben.
KNA: Gibt es bei Ihnen auch so etwas wie "eisiges Schweigen"?
Dom Josef: Eigentlich sollte es das nicht geben. Aber menschliche Schwächen gibt es natürlich auch im Kloster.
KNA: Schafft Schweigen Distanz – oder verbindet es?
Dom Josef: Schweigen schafft beides, Distanz und Nähe. Es ist gut, wenn man in bestimmten Stunden schweigt, weil man Gott zugewandt sein möchte. Das entfernt in gewisser Weise von anderen. Wenn aber mehrere zusammen mit derselben Intention schweigen, schafft es auch eine besondere Nähe.
KNA: Wann ist denn die Zeit zu schweigen?
Dom Josef: Das Schweigen soll immer gepflegt werden, was nicht ausschließt, dass auch Sinnvolles gesprochen wird. Das "große Schweigen" - wenn also nichts gesprochen werden sollte - beginnt nach der Komplet, gegen 19.30 Uhr, und endet nach der Heiligen Messe am Morgen, also gegen 8.50 Uhr. Da hat der Tag der Mönche schon mehr als sechs Stunden begonnen.
KNA: Platzt es nicht schon mal aus Ihnen heraus – aus Ärger, Eifer oder Freude?
Dom Josef: Das kann alles passieren – beim einen mehr, beim anderen weniger, je nach Mentalität. Das Ideal des Maßes bleibt natürlich gültig – auch in den Emotionen.
KNA: Sie und Ihr Kloster fühlen sich in besonderer Weise der Tradition verpflichtet. Wie stehen Sie zu den rasanten Entwicklungen der globalisierten Kommunikation, vor allem zu den sogenannten Sozialen Medien?
Dom Josef: Da können wir wenig Erfahrung beisteuern. In der Regel sind wir in diesen Medien nicht unterwegs. Wir glauben, dass sie Gutes stiften können, aber auch stören und zerstören können. Unmittelbare Kommunikation von Mensch zu Mensch ist die eigentlich menschliche Weise. Ohne Unmittelbarkeit verkümmern die Menschen und das Menschliche.
KNA: Ihr Abt lebt im niederländischen Tilburg. Wie geht da die Kommunikation vonstatten?
Dom Josef: Im direkten Gespräch, per Telefon und E-Mail.
Alexander Brüggemann