Debatte in Mexiko über Forderung nach Vatikan-Entschuldigung

Viel hilft viel?

Papst Franziskus und der spanische König sollen sich bei Mexikos Ureinwohnern entschuldigen. So will es Präsident Lopez Obrador. Ein Blick in die Geschichte zeigt jedoch: Solche Gesten seitens der Kirche gab es bereits.

Chiapas während eines Gottesdienstes / © Paul Haring (KNA)
Chiapas während eines Gottesdienstes / © Paul Haring ( KNA )

Die Forderung von Mexikos neuem linksgerichteten Präsidenten Andres Manuel Lopez Obrador hat Verwunderung, aber auch Zustimmung ausgelöst. Er verlangt eine öffentliche Entschuldigung des Papstes und des spanischen Königs für die in Zeiten der Eroberung durch die Spanier und im Namen der Kirche begangenen Verbrechen an den indigenen Völkern.

Mexikanische Medien wiesen darauf hin, dass bereits zwei Päpste genau das getan hätten. Sie zitierten unter anderem aus einer Rede von Papst Johannes Paul II., der bei seinem Besuch in Santo Domingo am 12. Oktober 1992 die Völker Amerikas für die Ungerechtigkeiten, die ihre Vorfahren erleiden mussten, um Vergebung bat. Auch Franziskus sprach das Thema bereits an. Bei einer Rede während seines Bolivien-Besuchs im Juli 2015 bat er um Entschuldigung für die Verbrechen gegen die Ureinwohner während der Eroberung Amerikas. Die Zuhörer standen auf und spendeten dem ersten Papst aus Lateinamerika dafür viel Beifall.

Anhaltende Benachteiligung der indigenen Bevölkerung

Zudem zitierten Medien Vatikansprecher Alessandro Gisotti, der die Aufforderung aus Mexiko nicht kommentieren wollte, aber erklärte: "Wie bekannt ist, hat der Heilige Vater sich mit Klarheit zu dieser Angelegenheit ausgedrückt." Die Zeitung "La Jornada" erwähnt unterdessen zahlreiche Historiker, die forderten, dass auch eine Entschuldigung des mexikanischen Staates für Verbrechen in der Folgezeit erfolgen müsse.

Mauricio Mata Soria, eine der prominentesten indigenen Führungsfiguren in Mexiko, begrüßte dagegen die Initiative des Präsidenten. Die mexikanischen Völker würden weiterhin marginalisiert, so Mata Soria. Es gebe nach wie vor eine Benachteiligung der indigenen Bevölkerung.

Kirchen auf den Tempeln der Indigenen

In einer Videobotschaft verwies Lopez Obrador mit Blick auf seinen Vorstoß darauf, dass die Eroberungsfeldzüge eine Invasion gewesen seien, bei der die Völker unterworfen wurden. Seine Forderung habe er Papst Franziskus und König Felipe VI. in Briefen übermittelt. Es habe Massaker und Unterdrückung gegeben, so der Präsident. Die spanischen Eroberer seien mit Schwert und Kreuz vorgegangen und hätten ihre Kirchen auf den Tempeln der Indigenen gebaut.

Lopez Obrador kündigte an, er werde auch für Verbrechen an indigenen Völkern und anderen Minderheiten nach der Unabhängigkeit Mexikos von Spanien um Vergebung bitten. Er hoffe, dass 2021 ein Jahr der "historischen Aussöhnung" werde. Das Gedenkjahr 2021 ist für Mexiko aus mehren Gründen besonders wichtig: Im Jahr 1321 wurde die Azteken-Hauptstadt Tenochtitlan gegründet, im Jahr 1521 fiel Tenochtitlan an die spanischen Eroberer und 1821 erlangte Mexiko seine Unabhängigkeit.

Die spanische Regierung reagierte derweil mit Unverständnis auf den Vorstoß des mexikanischen Präsidenten und kritisierte, dass der Brief von Lopez Obrador öffentlich gemacht wurde. Das Schreiben soll dem Vernehmen nach bereits Anfang März in Madrid eingegangen sein. Die "Ankunft" der Spanier auf mexikanischem Gebiet vor fünf Jahrhunderten könne aus zeitgenössischer Sicht nicht beurteilt werden, hieß es in einer ersten Erklärung. Darauf reagierte Lopez Obrador mit Beschwichtigung: Er glaube nicht, dass die diplomatischen Beziehungen zu Spanien wegen seines Briefes Schaden nehmen könnten.

 


Quelle:
KNA